Gründerzeiten Bei SAP soll erstmals Betriebsrat entstehen
Walldorf - Noch diese Woche finde eine Betriebsversammlung zur Vorbereitung einer Betriebsratswahl statt, berichtet die "Wirtschaftswoche". Die Initiative wird von der IG Metall unterstützt, sei aber von drei Arbeitnehmern ausgegangen, betont der Heidelberger IG-Metall-Sekretär Bernd Knauber. Ein SAP-Sprecher bestätigte die Einberufung der Versammlung ebenfalls. "Wenn die Mitarbeiter dies wünschen, werden wir das unterstützen", betonte er.
Firmen-Mitbegründer Dietmar Hopp zeigte sich allerdings wenig begeistert von der Vorstellung, bald einen fest installierten Betriebsrat bei SAP zu haben. Vor allem vor dem Einfluss der Gewerkschaften scheint es ihm zu grauen. Seit Jahren versuchen die Gewerkschaften IG Metall und Ver.di bei dem Software-Hersteller einen Fuß in die Tür zu bekommen. Zwar könnte niemand die Bildung eines Betriebsrats verhindern. "Ein von der IG Metall gesteuerter Betriebsrat widerspräche jeder Vernunft und passt nicht zur SAP-Kultur." Eine "lähmende Bürokratie" wäre die Folge. "Die Konkurrenten der SAP sitzen nicht in Mannheim und Frankfurt, sondern in der ganzen Welt", begründete Hopp seine Ablehnung. Deshalb müsse sich das Software-Unternehmen seine Flexibilität erhalten.
Das bestehende System habe sich bewährt, versicherte der ehemalige Aufsichtsratschef. Der weltgrößte Hersteller von Unternehmenssoftware ist das größte Unternehmen in Deutschland ohne Betriebsrat. Im Zuge des Börsengangs 1988 wählten die Beschäftigten jedoch acht Arbeitnehmervertreter in den Aufsichtsrat. Das informelle Gremium, das sich mindestens einmal wöchentlich trifft, versteht sich als vom Vorstand legitimierte Interessensvertretung für die weltweit 32.000 Mitarbeiter. Die Arbeitnehmervertreter des Aufsichtsrats agierten "informell, aber hoch wirksam", sagt Hopp.
Wenn die Installation des Betriebsrates tatsächlich komme, dann könnten die Mitarbeiter dafür sorgen, dass das Gremium mit eigenen und nicht mit Interessenvertretern der Gewerkschaft besetzt werde, so Hopp weiter. "Bei den bisherigen Wahlen der Arbeitnehmervertreter zum Aufsichtsrat hat die Gewerkschaft ja auch kein Bein auf den Boden Bekommen."
Ob am Ende tatsächlich ein Betriebsrat zustande kommt, ist allerdings noch längst nicht sicher: In der Vergangenheit hätten die meisten der rund 13.000 deutschen Beschäftigten des Konzerns sich gegen einen Betriebsrat ausgesprochen, berichtet das Blatt. Trotz seiner Größe herrscht in dem Konzern nach Auskunft von Mitarbeitern noch eine "Start-up-Mentalität", die zu einer großen Verbundenheit der Angestellten mit ihrem Arbeitgeber führe. Daher seien frühere Bestrebungen, einen Betriebsrat zu gründen, als unnötig verworfen worden. 2005 wurde SAP vom Wirtschaftsmagazin "Capital" zu Deutschlands bestem Arbeitgeber in der Kategorie ab 5000 Mitarbeitern gekürt.
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