Halbstaatliche US-Großbank Citigroup will Chefbüros für zehn Millionen Dollar umbauen

Ohne Milliardenhilfe vom Staat wäre die Citigroup vielleicht schon pleite - trotzdem treibt die Bank ein teures Großprojekt voran: Laut Nachrichtenagentur Bloomberg will sie eine Millionensumme investieren, damit ihre Vorstandsetage aufwendig renoviert wird.

New York - Dokumente bei der New Yorker Baubehörde belegen, dass der US-Finanzkonzern Citigroup mindestens 3,2 Millionen Dollar für Handwerksarbeiten im Büro von Vorstandschef Vikram Pandit und in den Räumen seiner Mitarbeiter ausgeben will. Dazu gehöre die Entfernung einer Wand, Klempnerarbeiten und die Arbeiten am Feuerschutz, berichtet die Finanz-Nachrichtenagentur Bloomberg.

Zähle man noch die Kosten für Architekten, Berater für Akustik, Licht und Telekommunikation sowie die Kosten für Möbel dazu, erreichten die Ausgaben das Dreifache, heißt es in dem Bericht unter Berufung auf eine namentlich nicht genannte Person, die mit dem Bauprojekt vertraut sei.

Die Citigroup hat insgesamt 45 Milliarden Dollar Staatshilfe von der US-Regierung erhalten. Bankenchef Pandit war bereits zuvor in die Kritik geraten, als bekannt wurde, dass das Kreditinstitut vor Ausbruch der Finanzkrise einen Firmenjet bestellt hatte und an diesem Kauf festhielt. Daraufhin stornierte Pandit die Bestellung und erklärte vor dem US-Kongress: "Die neue Realität ist bei mir angekommen, und ich werde sicherstellen, dass sie auch bei der Citigroup ankommt."

Nach Ansicht von Kritikern ist es aber noch nicht so weit - auch wenn die Citigroup inzwischen Sonderleistungen für Mitarbeiter eingeschränkt und die Bezahlung von Vorstandsmitgliedern begrenzt hat; im November kündigte das Unternehmen zudem an, mehrere tausend Stellen weltweit zu streichen.

Die Umbauarbeiten in der Chefetage seien "in dieser Situation das absolut falsche Signal", kritisiert Charles Eslon von der University of Delaware das Bauvorhaben der Bank. Das sei nicht der richtige Zeitpunkt für so etwas, zitiert ihn Bloomberg.

Das Hauptquartier der Citigroup   befindet sich in New York in der Park Avenue. Die einst größte US-Bank teilte mit, die Umbauarbeiten würden auf lange Sicht Geld einsparen. Die Manager würden von zwei Ebenen auf ein gemeinsames Stockwerk in kleinere Büros ziehen. Man erwarte Einsparungen, die weit über den Ausgaben lägen, heißt es weiter in einer Stellungnahme. Von rund 15 Millionen Dollar in den kommenden Jahren ist die Rede. Diese Angaben beruhen allerdings auf Schätzungen der Bank, die gemacht wurden, als noch keine Finanzkrise war.

Die Renovierungen wurden laut Bloomberg im Juni 2008 geplant. Die Baugenehmigung wurde im September erteilt, noch bevor die Bank um Staatshilfe bat. Die neue Vorstandsetage soll sich den Angaben zufolge künftig in der zweiten Etage der Citigroup-Zentrale befinden, eine Etage tiefer als das bisherige Büro von Bankchef Pandit, der seit Dezember 2007 im Amt ist. In der zweiten Etage befanden sich bisher Büros, Sitzungsräume sowie die Speiseräume des Vorstands.

Künftig sollen hier 17 Büros für hochrangige Manager sein, zudem Räume für ihre Assistenten, wie aus den Dokumenten hervorgeht. Geplant sei auch der Einbau eines großen Kühlschranks und einer Eismaschine, heißt es, sowie die Verwendung von bombensicheren Fensterscheiben. Auch zwei Konferenzsäle und ein "offener Bereich mit weichen Sitzmöbeln" seien geplant.

Derweil teilte die Citigroup am Donnerstag mit, sie erwäge, eigene Aktien zusammenzulegen. Dieser Schritt solle den niedrigen Aktienkurs wieder anheben. Mögliche Szenarien sind Zusammenlegungen im Verhältnis eins zu zwei bis eins zu dreißig. Diese Maßnahme könne Teil der Umwandlung von Schuldpapieren im Wert von 27,5 Milliarden Dollar in Aktien sein. Das würde dem amerikanischen Staat einen Anteil an der Citigroup von 36 Prozent geben.

kaz
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