»Gut für uns« Seehafen-Verbandschef verteidigt Chinas Einstieg in Hamburger Hafen

Die deutschen Seehafenbetriebe begrüßen den bevorstehenden Einstieg Chinas in ein Containerterminal im Hamburger Hafen. Sichere Arbeitsplätze sind für sie offenbar wichtiger als die mögliche Abhängigkeit.
Container im Hamburger Hafen: Umschlagsvolumen und Arbeitsplätze

Container im Hamburger Hafen: Umschlagsvolumen und Arbeitsplätze

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IMAGO/Jürgen Ritter

Der Präsident des Zentralverbands der deutschen Seehafenbetriebe, Frank Dreeke, hat den möglichen Einstieg des chinesischen Staatsunternehmens Cosco an einem Hamburger Containerterminal verteidigt.

»Wenn ein Unternehmen mit der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt eine solche Beteiligung vereinbart, ist das gut für uns«, sagte Dreeke dem »Weser-Kurier« . In Krisenzeiten könne man davon nur profitieren.

Beteiligungen eines Reeders an einem Terminal bedeuteten immer, dass sich der Reeder an den Hafen binde, sagte Dreeke, der auch Vorstandsvorsitzender des Bremer Hafen- und Logistikdienstleisters BLG Logistics ist. Das schaffe Umschlagsvolumen, was wiederum Arbeitsplätze sichere.

Cosco darf 24,9 Prozent übernehmen

Das Bundeskabinett hatte sich Ende Oktober darauf geeinigt, dass das chinesische Staatsunternehmen Cosco einen Anteil von 24,9 Prozent an dem Containerterminal Tollerort im Hamburger Hafen erwerben kann. Ein Erwerb oberhalb dieses Schwellenwerts werde untersagt. Cosco wollte ursprünglich einen Anteil von 35 Prozent übernehmen.

Es hatte Kritik und Warnungen vor einem zu großen Einfluss des chinesischen Staats auf deutsche Infrastruktur gegeben. Oppositionsführer Friedrich Merz etwa hatte die Einigung scharf kritisiert. »Ich verstehe den Bundeskanzler nicht, wie er in einer solchen Situation darauf bestehen kann«, sagte der CDU-Chef im »Morgenmagazin« der ARD: »Diese Genehmigung zu erteilen ist falsch.«

Für ihn stünden bei dem Thema »nicht in erster Linie finanzielle Aspekte im Vordergrund, sondern politisch-strategische«, fügte Merz an. Es gehe bei dem Einstieg von Cosco »um eine ganz grundsätzliche Frage unter dem Aspekt der Sicherheitsinteressen der Bundesrepublik«.

Beteiligungen an acht Terminals in Europa

Auch die deutliche Mehrheit der Deutschen war laut einer SPIEGEL-Umfrage gegen den Deal: 81 Prozent der Befragten sprachen sich gegen die Beteiligung von Cosco im Hamburger Hafen aus.

Der staatliche Cosco-Konzern betreibt die weltweit viertgrößte Containerreederei. Deren Schiffe laufen seit mehr als 40 Jahren das Terminal Tollerort an. Cosco will im Gegenzug zu der Beteiligung das Terminal zu einem bevorzugten Umschlagpunkt in Europa machen. Reedereibeteiligungen an Terminals sind in der globalen Containerlogistik üblich. Cosco selbst hält allein in Europa bereits Beteiligungen an acht Terminals.

ptz/dpa
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