Handelskonzern Betriebsrats-Streit bei Media Markt eskaliert
Hamburg - Wie der Ver.di-Bezirk München heute erklärte, konnte auf der Betriebsversammlung in der Rosenheimer Filiale gestern kein Vorstand für die geplante Betriebsratswahl bestimmt werden. Von 100 Beschäftigten waren demnach nur 42 erschienen. Davon votierten acht für einen Wahlvorstand, die restlichen 34 enthielten sich der Stimme.
Ver.di wirft dem Markt-Management nun vor, Druck auf die Belegschaft ausgeübt zu haben, um die Wahl einer Arbeitnehmervertretung zu blockieren. Demnach haben die Verantwortlichen im Vorfeld Stimmung gegen das Vorhaben gemacht und mit Champagner auf die "gewerkschaftsfreie Zone" angestoßen. Auch sei mit der Streichung von Urlaubs- und Weihnachtsgeld gedroht worden. Zudem sei ein leitender Angestellter "rechtswidrig während der Versammlung im Wahllokal" erschienen.
Media Markt weist die Vorwürfe entschieden zurück. Zwar sei dies eine Angelegenheit des Rosenheimer Marktes, zumal jede Filiale eine eigene Gesellschaft sei. Dennoch sieht Bernhard Taubenberger, Sprecher der Dachgesellschaft, "keinen Anlass für Kriegsgeheul". "Es wurde kein Druck ausgeübt. Wir sind ein tarifgebundenes Unternehmen und können Urlaubs- und Weihnachtsgeld nicht so einfach streichen", sagte Taubenberger im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE. Der von Ver.di angesprochene leitende Angestellte sei kein Mitglied der Geschäftsführung und habe auch keine Prokura. "Damit ist er nach dem Betriebsverfassungsgesetz kein leitender Angestellter", hieß es weiter.
Ver.di droht mit Arbeitsgericht
Für Ver.di ist der Fall damit noch nicht erledigt. "Das hat Methode", sagt Ulrich Dalibor, Leiter der Fachgruppe Einzelhandel. Nach seinen Worten hat die Gewerkschaft bereits bei über 50 Media Märkten versucht, Betriebsräte einzusetzen. Stets war Ver.di damit gescheitert. Media Markt bestätigt, dass es bereits zuvor Versuche gegeben hat, eine Arbeitnehmervertretung in anderen Filialen zu etablieren.
In Rosenheim will die Gewerkschaft auf juristischem Weg zum Erfolg kommen. "Wegen der Vorfälle wird Ver.di jetzt einen Wahlvorstand durch das Arbeitsgericht einsetzen lassen", hieß es in der Mitteilung. "Ver.di steht es frei, die Gerichte anzurufen", sagte dazu Media-Markt-Sprecher Taubenberger, verwies aber gleichzeitig auf die geringe Zustimmung zu dem Ver.di-Vorhaben in der Belegschaft.
Ver.di orientiert sich bei dem Plan offenbar an der erfolgreichen Kampagne der IG Metall bei dem Softwarekonzern SAP. Nachdem die Metall-Gewerkschaft dort mit dem Arbeitsgericht drohte, wurden die Weichen zur Einsetzung eines Wahlvorstands gestellt. Zuvor hatten sich Management und Belegschaft mehrheitlich gegen eine Arbeitnehmervertretung ausgesprochen.