Gestorben Henrik Enderlein, 46

Andreas Pein / laif
Es ist eher selten, dass die EZB-Präsidentin Christine Lagarde und der französische Präsident Emmanuel Macron einen deutschen Ökonomen nach dessen Tod würdigen. Bei Henrik Enderlein war es irgendwie selbstverständlich. Der langjährige Präsident der Hertie School in Berlin, Absolvent der Elitehochschule Sciences Po in Paris und der Columbia University in New York, war in Regierungskreisen in Deutschland wie Frankreich gut vernetzt. Die deutsch-französischen Beziehungen waren ihm ein Herzensanliegen, für das er sich mit einer Energie einsetzte, der man sich nur schwer entziehen konnte. Macron kannte er lange, bevor er Präsident wurde. Schon in dessen Zeit als Wirtschaftsminister vermittelte Enderlein diskret deutsch-französische Treffen und Initiativen. »Er war mein Übersetzer für Deutschland«, sagt der heutige Europastaatssekretär Clément Beaune, »er erklärte mir, mit welchen Empfindlichkeiten wir zu rechnen hatten, was möglich war und was nicht.« Gern erzählte Enderlein die Geschichte, wie Macron fast nach Berlin gekommen wäre, um an der Hertie School zu unterrichten. Enderlein hatte das vermittelt, musste aber erst mal erklären, wer dieser Macron war, als es um die Gastprofessur ging. Henrik Enderlein starb am 28. Mai in Berlin an einer Hautkrebserkrankung.