Herbstgutachten DIW von Konjunkturprognose ausgeschlossen

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) wird nicht mehr am Herbstgutachten zur Konjunkturentwicklung für die Bundesregierung mitarbeiten. Grund ist laut dem Wirtschaftsinstitut eine "linkskeynesianische Kampagne".

Berlin - Das Bundeswirtschaftsministerium habe das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) ausgeschlossen, teilte das Institut heute in Berlin mit. Damit sehe das DIW seine Befürchtung bestätigt, dass eine "aus linken keynesianischen Kreisen geführte Kampagne" gegen den Reformprozess im Institut die Entscheidung des Ministeriums beeinflusst habe. Die Konjunkturabteilung des DIW wurde demnach in den vergangenen Jahren umfangreich umgebaut.

Das Frühjahrs- und das Herbstgutachten für die Bundesregierung war seit 1952 immer von denselben sechs Wirtschaftsforschungsinstituten erstellt worden, unter ihnen das DIW. Ab Herbst müssen die Forschungsinstitute um den Gutachten-Auftrag aber konkurrieren. Den Zuschlag erhält das Institut, bei dem Qualität und Preis am besten sind. Maximal werden vier ausgewählt.

Ein Sprecher des Ministeriums bestätigte die Entscheidung, nannte aber keine Gründe. Es habe sich um eine Ausschreibung gehandelt, eine Begründung werde nicht veröffentlicht, sagte er. Den Zuschlag für das Gutachten erhielten den Angaben zufolge das Institut für Weltwirtschaft (IfW) in Kiel, das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) in Essen in Kooperation mit dem Institut für Höhere Studien (IHS) in Wien sowie das Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung in München in Zusammenarbeit mit der Konjunkturforschungsstelle der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (Kof).

Als vierter Partner kommt das Dreier-Konsortium des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH), des gewerkschaftsnahen Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) und des österreichischen Wirtschaftsforschungsinstituts Wifo hinzu, wie das Ministerium bestätigte.

DIW-Präsident Klaus Zimmermann kündigte Widerstand gegen die Entscheidung an: "Wir werden uns wehren", sagte er dem "Handelsblatt". Die Absage bedeutet für das DIW nicht nur einen gehörigen Imageverlust, Zimmermann rechnet außerdem mit finanziellen Einbußen in Höhe von 200.000 Euro jährlich. "Auch organisatorische Veränderungen schließe ich nicht aus", sagte der DIW-Präsident.

sam/AFP/AP

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