Minutenprotokoll zum Hoeneß-Verfahren Erster Prozesstag beendet
Der erste Tag des Hoeneß-Prozesses ist vorbei. Der Bayern-Präsident hat eingeräumt noch mehr Steuern hinterzogen zu haben, als bisher bekannt. Der Angeklagte beteuert, er wolle reinen Tisch machen. Die Ereignisse im Minutenprotokoll.
-
Uli Hoeneß wird derzeit vom Richter befragt. Der Bayern-Präsident spricht über seine Devisengeschäfte und seine Anlagestrategien.
-
5,5 Millionen Euro Verlustvorträge soll das Finanzamt Uli Hoeneß unberechtigt zugesprochen haben. Das würde aber nicht bedeuten, dass er zusätzlich Steuern in dieser Höhe hinterzogen hat. Wer in einem Jahr Verluste macht, erhält einen Verlustvortrag, den er in den Folgejahren mit Gewinnen verrechnen kann. Wie hoch die Steuerersparnis ist, hängt dann vom Steuersatz ab.
-
Das plötzliche Auftauchen eines möglichen Entlastungszeugen könnte den Prozess noch interessanter machen. Angeblich kann ein Stuttgarter Finanzbeamter beweisen, dass sich Hoeneß bereits selbst angezeigt hatte, als ihm die Ermittler noch nicht auf den Fersen waren. Das könnte die Strafe für den Bayern-Präsidenten mildern.
-
München-Korrespondent Björn Hengst hat mit Adrian Hofheinz gesprochen, der mit einem "SULIDARITÄT"-Schild vor dem Justizpalast steht. Der 38-Jährige trägt eine Baseballkappe des FC Bayern und steht am Montag in der Besucherschlange vor dem Münchner Justizpalast. Steuerhinterziehung sei "scheiße", sagt Hofheinz, "aber man muss auch das Gute im Menschen Uli Hoeneß sehen". Hoeneß habe "niemanden umgebracht, er ist kein Kinderschänder" , sagt Hofheinz. Deswegen hofft Hofheinz, dass Hoeneß eine Gefängnisstrafe erspart bleibt. "Man hat ja Vertrauen in die Justiz", sagt der Mann, der "aus der Wiege raus" zum Fan des FC Bayern wurde. "Uli Hoeneß ist der FC Bayern, und der FC Bayern ist Uli Hoeneß", sagt Hofheinz und rückt seine Baseballkappe zurecht.
-
Bei der Urteilsfindung wird auch die Lebensleistung des Uli Hoeneß eine wichtige Rolle spielen. Die wichtigsten Stationen im Leben des 62-Jährigen können Sie hier noch einmal nachverfolgen.
-
Franz Beckenbauer hofft auf Milde für seinen einstigen Mitspieler. Eine bestechende Erklärung für mutmaßlich mehr als 33 Millionen Euro nicht angegebene Steuern präsentierte er auf dem Fernsehsender Sky auch: "Uli ist in diesen Dingen ein Schlamper."
-
Unser Korrespondent Björn Hengst sieht eine Rentnerin, die am Montagmorgen erstaunt den Andrang vor dem Münchner Justizpalast verfolgt. "Das ist alles für den Hoeneß? So ein Schwachsinn", sagt sie und geht weiter.
-
Klaus Harreiter, 49, hat ein Plakat mitgebracht, das er vor dem Münchner Justizpalast in die Höhe hält. "Milde für Uli Hoeneß, er tut so viel Gutes", steht darauf. Er wisse, dass Hoeneß ein guter Mensch sei, sagt er. Jeder Mensch könne Fehler machen, "niemand ist unfehlbar, und das war eben der einzige Fehler, den er gemacht hat". Ja, Hoeneß habe Steuern hinterzogen, "aber er hat auch Millionen an Steuern gezahlt". Klaus Harreiter hat offenbar ein ganz eigenes Verständnis von Steuermoral. Hoeneß kennt er nicht wirklich gut, in den Siebzigern habe er mit ihm zusammen beim FC Bayern in der Südkurve gestanden "und Lieder eingeübt". An diesem Montag hat er sich extra freigenommen, auch am Donnerstag, wenn mit dem Urteil gerechnet wird, will er wieder hier sein.
-
Die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft gegen Uli Hoeneß sind schwerer als bislang gedacht: Er soll 33,5 Millionen Euro nicht beim Finanzamt angegeben haben. Dadurch habe er 3,545 Millionen Euro Steuern hinterzogen. Außerdem habe er um 5,5 Millionen Euro zu hohe Verlustvorträge erhalten, die er mit späteren Gewinnen verrechnen und so Steuern sparen konnte.
- Show more