München/Hamburg - Im Steuerprozess gegen Uli Hoeneß haben am Donnerstagvormittag vor dem Landgericht München II Anklage und Verteidigung ihre Plädoyers abgeschlossen. Danach zog sich das Gericht zur Beratung zurück. Ab 14 Uhr wird nun das Urteil gegen den Präsidenten des FC Bayern München erwartet.
Die Forderungen im Einzelnen:
Das Schlusswort hätte Hoeneß selbst zugestanden. Der 62-Jährige verzichtete jedoch darauf. "Ich hätte es nicht besser als mein Verteidiger ausdrücken können", sagte er.
Schon am frühen Morgen hatten sich vor dem Justizpalast Schlangen von Schaulustigen gebildet, die auf Einlass in den Gerichtssaal warteten. Die Anklage war ursprünglich von 3,5 Millionen Euro hinterzogenen Steuern ausgegangen. Im Laufe des Prozesses kamen aber neue Unterlagen hinzu und die Summe vervielfachte sich auf 27,2 Millionen Euro.
Erachten die Richter die Selbstanzeige für gültig, die Hoeneß im Januar 2013 eingereicht hatte, könnte das Verfahren eingestellt werden und Hoeneß straffrei bleiben. Die Steuerschuld plus Zinsen müsste er aber bezahlen.
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Kurze Beratung, dann das Urteil: Kein Prominentenbonus für Uli Hoeneß. Er muss wegen Steuerhinterziehung in sieben Fällen für drei Jahre und sechs Monate in Haft. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig - seine Verteidiger wollen vor den Bundesgerichtshof ziehen.
Vor dem Justizpalast in München protestieren nun Fans gegen das Urteil.
Begleitet wird Hoeneß auch am vierten Verhandlungstag von seinem Anwalt Hanns Feigen. Hoeneß hatte bereits am ersten Prozesstag gestanden, über ein Konto in der Schweiz Steuern hinterzogen zu haben. Anfang 2013 hatte er deshalb Selbstanzeige erstattet. Etwa zur gleichen Zeit wurde der Fall publik. Die Verteidigung forderte, das Verfahren einzustellen oder die Strafe zur Bewährung auszusetzen.
Richter Rupert Heindl fällte das Urteil.
Gerichtssprecherin Andrea Titz sagte später über die Begründung des Urteils: "Es handelt sich nicht um eine knapp gescheiterte Selbstanzeige." Die Unterlagen, die Hoeneß zur Verfügung gestellt hatte, hätten nicht ausgereicht. Zudem sei er getrieben gewesen von der Angst vor der Entdeckung. Hoeneß habe "auf Zeit gespielt".
Viel Unterstützung für Uli Hoeneß vor dem Justizpalast - aber in den Sozialen Medien online gibt es auch viel Häme.
Staatsanwalt Achim von Engel bezeichnete die Selbstanzeige als "schnell zusammengebastelt" und "Schnellschuss". Vielmehr habe Hoeneß mit "grobem Eigenutz" gehandelt.
Hoeneß auf dem Weg zur Anklagebank: Nachdem zunächst von 3,5 Millionen Euro hinterzogener Steuern die Rede war, erhöhte sich diese Zahl in den ersten Prozesstagen auf 27,2 Millionen Euro. Richter Heindl ging schlussendlich von 28,5 Millionen Euro aus.
Das Leid einer Familie: Susanne Hoeneß war mit ihrem Mann im Gerichtssaal, an jedem einzelnen Tag. Wird das Urteil rechtskräftig, dann muss sie ihn künftig im Gefängnis besuchen.
Gut gewählt: Der Titel von Peter Bizers Buch über Uli Hoeneß. Denn ein Nachspiel wird es geben. Die Verteidigung will den Fall neu aufrollen lassen, die Staatsanwaltschaft prüft diesen Schritt noch.
Hoeneß ist Aufsichtsratschef beim FC Bayern München. Kann er diesen Posten behalten? Heute hören wir vermutlich nichts Offizielles mehr vom Verein, lediglich eine kurze Mitteilung wurde in Aussicht gestellt. Präsidium, Verwaltungsbeirat und Aufsichtsrat haben aber gerade angekündigt, sich zeitnah zu melden.
Hoeneß mit Anwalt Markus Gotzens: War das ein Hauch von Zuversicht? Noch ist nicht alles vorbei, die Verteidigung hat angekündigt, in Revision zu gehen.
Ein Bild aus besseren Tagen: Im August 1973 nahmen die Spieler der Nationalmannschaft das Lied "Fußball ist unser Leben" auf. Das Bild zeigt (hintere Reihe, von links): Bernd Franke, Gerd Müller, Uli Hoeneß; (vordere Reihe von links): Jupp Heynckes, Jupp Kapellmann und Franz Beckenbauer.
Der Justizplast in München: Hier wurde am Donnerstagnachmittag das Urteil verkündet.
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