Hohe Energiepreise Stadtwerke rechnen mit bis zu 15 Prozent Zahlungsausfällen

Die Kosten für Strom und Gas steigen rapide – das wird wohl auch für die Stadtwerke zum Problem: Sie gehen von einer wachsenden Zahl von Kunden aus, die Rechnungen nicht mehr begleichen können.
Thermostat einer Heizung

Thermostat einer Heizung

Foto: Hauke-Christian Dittrich / dpa

Noch ist es warm in Deutschland, doch Herbst und Winter nahen. Und spätestens in der kalten Jahreszeit werden sich die zuletzt massiv angestiegenen Energiepreise bei den Verbrauchern bemerkbar machen.

Angesichts der hohen Belastungen durch die Energiekrise und die Inflation stellen sich die Stadtwerke in Deutschland auf eine stark steigende Zahl von Zahlungsausfällen seitens der Kunden ein. »Bisher lagen die Zahlungsausfälle unter einem Prozent. Jetzt preisen viele Stadtwerke schon bis zu acht Prozent an Verlusten ein. Es gibt aber auch Stadtwerke, die mit bis zu 15 Prozent Forderungsausfällen kalkulieren. Das wird dann bedrohlich«, sagt Ingbert Liebing, Hauptgeschäftsführer des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU), den Zeitungen der Funke Mediengruppe.

Liebing fordert ein Insolvenzantragsmoratorium für Energieversorger. Zudem brauche es noch im Herbst Entlastungen. Konkret schlägt Liebing vor, die Mehrwertsteuer nicht nur für Gas, sondern auch für Strom und Wärme auf sieben oder fünf Prozent zu senken und die Stromsteuer auf das zulässige Mindestmaß zu reduzieren.

Zudem müsse gezielt denjenigen geholfen werden, die knapp oberhalb des Transferbezuges lägen. »Die bewährten Instrumente wie das Wohngeld und Heizkostenzuschüsse müssen genutzt werden. Die Einkommensgrenzen sollten dabei erhöht werden, um den Empfängerkreis zu weiten.«

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) rechnet angesichts der bereits recht gut gefüllten Gasspeicher mit wieder sinkenden Preisen. »Wir sind bei den Speicherbefüllungen besser vorangekommen, als das Gesetz es vorschreibt, wir sind heute bei knapp 83 Prozent«, sagte Habeck beim energiepolitischen Spitzendialog des Norddeutschen Reallabors in Hamburg. Bereits am Sonntag hatte der SPIEGEL über die positive Speicherentwicklung berichtet.

Blicke gehen wieder einmal nach Russland

Bereits Anfang September werde der eigentlich erst für Anfang Oktober vorgeschriebene Wert von 85 Prozent erreicht. Das führe dazu, »dass wir nicht mehr für jeden Preis einkaufen werden. Dadurch werden sich die Märkte beruhigen und runtergehen«, sagte Habeck.

Einer der entscheidenden Faktoren bei den steigenden Gaspreisen ist der russische Angriffskrieg in der Ukraine. Kremlchef Wladimir Putin wird immer wieder vorgeworfen, die gewaltigen Gasexporte seines Landes nach Europa als Druckmittel auf den Westen einzusetzen. Am heutigen 31. August will der russische Exporteur Gazprom Lieferungen über die Ostseepipeline Nord Stream 1 für drei Tage unterbrechen – mit der Begründung, dass Wartungsarbeiten nötig seien.

Das nährt Befürchtungen, der ohnehin schon stark gedrosselte Gasfluss aus Russland könnte komplett stoppen, sollten die Lieferungen nicht wiederaufgenommen werden.

jok/Reuters
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