Wegen anziehender Inflation IG-Metall will mehr als sechs Prozent höhere Löhne durchsetzen

Die Gewerkschaft steckt ihre Claims für die nächste Tarifrunde in der Metall- und Elektroindustrie ab: Es brauche deutlich mehr Geld für die Beschäftigten – und eine Gewinnabgabe der Unternehmen.
IG Metall-Chef Hofmann

IG Metall-Chef Hofmann

Foto: Daniel ROLAND/AFP

IG-Metall -Chef Jörg Hofmann will in der nächsten Tarifrunde mehr als sechs Prozent höhere Löhne für Beschäftigte in der Metall- und Elektroindustrie herausholen. »Der Tarifabschluss muss zwei Jahre abdecken, 2022 und 2023. Laufen die Verhandlungen gut, haben wir im November ein Ergebnis«, sagte Hofmann der »Süddeutschen Zeitung«.

Die Forderung komme zustande, indem man für zwei Jahre die Zielinflation der Europäischen Zentralbank (2 Prozent) zur Steigerung der Produktivität (1,1 Prozent) addiere, erklärte Hofmann. Er hält aber auch eine »Umverteilungskomponente« für zwingend, weil die Firmen derzeit so hohe Gewinne erzielten. Gefragt, ob dies dann nicht mindestens sieben Prozent Lohnplus ergäbe, sagte Hofmann: »Oder darüber... schauen wir mal.«

Die Verträge für rund 3,7 Millionen Beschäftigte in den Kernbranchen der deutschen Industrie laufen Ende September aus. Eine exakte Tarifforderung will der Bundesvorstand der Gewerkschaft am 11. Juli aufstellen. In separaten Tarifverhandlungen in der nordwestdeutschen Stahlindustrie fordert die Gewerkschaft für die 68.000 Beschäftigten unter anderem 8,2 Prozent mehr Lohn.

Hofmann widersprach in dem Interview der Darstellung, deutliche Lohnsteigerungen könnten eine Lohn-Preis-Spirale  auslösen. Das sähe man schon daran, dass die IG Metall die zwei Prozent EZB-Zielinflation zum Maßstab nehme und nicht die aktuelle Inflation von fast acht Prozent. »Denn dann wäre unsere Forderung zweistellig.«.

Nicht nur die Ölmultis

Der Gewerkschaftschef sprach sich zudem für eine sogenannte Übergewinnsteuer aus. Es gehe darum, die zusätzlichen Gewinne in allen Branchen abzuschöpfen, die aufgrund der Krise mehr verdienten als im Schnitt der vergangenen Jahre. »Das sind nicht nur die Ölmultis«, so Hofmann. »Auch Chemiekonzerne, Autohersteller und Maschinenbauer freuen sich über Sonderprofite.« Unter Ökonomen und in der Ampelkoalition gehen die Meinungen über den Nutzen einer solchen Extrasteuer auseinander.

sbo/dpa
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