Immobilien-Finanzierer HRE drohen neue Milliardenverluste

Löcher ohne Ende: Die HRE muss bis Ende 2010 erneut mit einem Minus von mehr als zwei Milliarden Euro rechnen. Gleichzeitig will die verstaatlichte Immobilienbank die Arbeit der alten Vorstände untersuchen lassen.

München - Es ist ein Fass ohne Boden: Die inzwischen weitgehend verstaatlichte Immobilienbank Hypo Real Estate (HRE)   muss einem Zeitungsbericht zufolge bis Ende 2010 noch einmal mit mehr als zwei Milliarden Euro an Verlusten rechnen. Das berichtet die "Süddeutsche Zeitung" und beruft sich dabei auf das Umfeld des staatlichen Bankenrettungsfonds Soffin und auf Finanzkreise.

Logo der HRE: Rolle des ehemaligen Vorstandes wird untersucht

Logo der HRE: Rolle des ehemaligen Vorstandes wird untersucht

Foto: DDP

Aufsichtsratsvorsitzender Michael Endres sagte der Zeitung dazu, auch er rechne mit weiteren Abschreibungen. "Die HRE wird auch im zweiten Quartal erhebliche Wertberichtigungen vornehmen müssen." Ein HRE-Sprecher wollte dazu auf Anfrage keine Stellung nehmen. Auch eine Sprecherin des Sonderfonds Finanzmarktstabilisierung (Soffin) wollte den Bericht nicht kommentieren. Die HRE hatte bislang für die kommenden zwei Jahre bereits Verluste angekündigt, nicht jedoch die mögliche Höhe der roten Zahlen genannt.

"Angesichts des Schadens schlagen wir Sonderprüfung vor"

Die HRE war durch die Verschärfung der weltweiten Finanzkrise im Herbst 2008 in massive finanzielle Bedrängnis geraten und stand kurz vor dem Zusammenbruch. Nur durch Hilfen des Bundes und der Bankenbranche von 102 Milliarden Euro kann das Institut derzeit überleben. Seit kurzem ist die HRE zu 90 Prozent in staatlicher Hand. Der Bund will den Baufinanzierer mit dem Ziel einer grundlegenden Sanierung komplett übernehmen und dazu die restlichen Aktionäre per Zwangsabfindung für ihre Papiere herausdrängen. Die Verstaatlichung der HRE ist auch deswegen hochumstritten.

Wie es zu dem Fast-Kollaps der Bank gekommen ist und welchen Rolle der ehemalige Vorstand gespielt hat, will das Unternehmen jetzt untersuchen lassen. Bei der Hauptversammlung des Unternehmens am 13. August werde der Aufsichtsrat eine Sonderprüfung beantragen, sagte Endres der Zeitung weiter. "Angesichts des Umfangs des Schadens schlagen wir eine Sonderprüfung vor." Damit könnten Ex-Konzernchef Georg Funke und andere frühere Vorstände zusätzlich unter Druck geraten: Komme der Prüfer zu dem Ergebnis, dass der alte Vorstand schlecht gewirtschaftet hat, wäre der Weg frei für Schadensersatzklagen, auf die auch der Bundestag drängt.

Die Staatsanwaltschaft München untersucht bereits die Vorgänge, die zur Schieflage der Bank im vergangenen Herbst geführt hatten. Derzeit sind die Ermittler damit beschäftigt, Dokumente auszuwerten, die sie kurz vor Weihnachten bei einer Razzia beschlagnahmt hatten. Diese Prüfung durch das Landeskriminalamt wird voraussichtlich erst im kommenden Jahr abgeschlossen sein. Daher wird laut Staatsanwaltschaft wahrscheinlich frühestens 2010 über eine Anklage entschieden.

Aufsichtsrat wird umbesetzt

Auf der Hauptversammlung am 13. August wollen auch die derzeitigen Aufsichtsräte ihre Posten wieder räumen. "Unser Ziel war es, das Schiff halbwegs wieder flott zu machen. Diesen Auftrag haben wir jetzt erfüllt. Der Bund als neuer und alleiniger Inhaber der Bank will den Aufsichtsrat komplett umbesetzen", sagte Endres dem Blatt.

Neu einziehen soll laut "Süddeutscher Zeitung" die ehemalige Präsidentin des Bundesrechnungshofs und frühere CDU-Politikerin Hedda von Wedel. Auf einer zwischen dem Finanzministerium und dem Kanzleramt abgestimmten Liste stünden außerdem Bernd Thiemann, Ex-Chef der genossenschaftlichen DG Bank, die frühere Deutschlandchefin des Investmentbank Morgan Stanley, Dagmar Kollmann, sowie je ein Vertreter der Finanz- und des Wirtschaftsministeriums.

Das Bundesfinanzministerium in Berlin teilte am Dienstag lediglich mit, derzeit werde die Vorschlagsliste für die Besetzung vakanter Stellen im Aufsichtsrat der Hypo Real Estate erstellt. Die Versendung der Einladungen für die Hauptversammlung im August werde rechtzeitig erfolgen. Dort seien dann auch die entsprechenden Personalvorschläge für den Aufsichtsrat enthalten.

sam/ddp/dpa-AFX
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