Immobilienkrise Notenbank holt Milliarden-Nothilfe aus dem Markt
Die große Krise ist vorerst ausgeblieben: Die Börsen beruhigen sich weltweit wieder. Die japanische Notenbank hat dem Markt sogar wieder Geld entzogen, das sie kürzlich noch als Hilfe zur Verfügung gestellt hatte. Einer Umfrage zufolge verschärfen die US-Banken die Regeln für Immobilienkredite.
Washington - Die Banken in den USA haben in den vergangenen drei Monaten damit begonnen, ihre Bestimmungen für die Vergabe von Immobilienkrediten zu verschärfen. Dies betrifft vor allem die Regeln für Kreditnehmer, deren Zahlungskraft als unsicher eingestuft wird, wie aus einem gestern veröffentlichten Bericht der US-Zentralbank (Fed) hervorgeht. Die Erhebung wirft ein deutliches Schlaglicht auf die Probleme am Immobilienmarkt der USA, der die Finanzmärkte weltweit in Unruhe versetzt hat.
Wachmann vor der Börse in Tokio: Aktienmärkte erholen sich von den Verlusten der vergangenen Tage
Die Vereinigung der Hypothekenbanken in den USA berichtete kürzlich, dass 15,75 Prozent der Subprime-Kreditnehmer mit ihren Zahlungen seit mindestens 30 Tagen in Verzug seien. Dies bedeutet einen Höchststand. Die Krise bei den Subprime-Hypotheken hat Schockwellen an den internationalen Aktienmärkten ausgelöst. Aus Sorge um mögliche Liquiditätsengpässe der Geschäftsbanken drückten die Notenbanken in den USA, Europa und Japan Milliardenwerte in den Geldmarkt, auf dem sich die Institute kurzfristig mit Bargeld versorgen.
Als Subprime werden Schuldner mit niedriger Bonität bezeichnet, arme Menschen, die sich den Kredit, den sie aufnehmen, eigentlich nicht leisten können. Dieser Sektor des Kreditmarktes entwickelte sich seit Anfang Juni 2003 in den USA, nachdem der damalige US-Notenbank-Chef Alan Greenspan den Leitzins auf ein Prozent abgesenkt hatte. Dadurch nahmen plötzlich viele Menschen Kredite für Hypotheken auf - ohne zu bedenken, dass sie diese später, bei höheren Zinsen, wieder zurückzahlen müssten. Derzeit sind weltweit noch Ramschhypotheken im Wert von 1,8 Billionen Dollar im Umlauf.
Die Sorge, die Krise könnte auf weitere Wirtschaftsbereiche übergreifen, bewahrheitete sich jedoch nicht. Gestern beruhigten sich die meisten Aktienmärkte wieder. Die meisten Weltbörsen erholten sich von den teils schweren Kursverlusten der vergangenen Woche. Während die New Yorker Wall Street gestern noch mit einem minimalen Minus schloss, hatten vor allem europäische Handelsplätze oft klare Kursgewinne erzielen können.
Der New Yorker Leitindex Dow Jones
fiel um 0,02 Prozent auf 13.237 Punkte. In Frankfurt am Main legte der Dax
dagegen 1,78 Prozent zu und schloss bei 7474 Punkten. Der Nikkei
in Japan schloss am Montag bei 0,21 Prozent im Plus mit 16.800 Punkten. Heute gehören an der japanischen Börse Finanztitel zu den Verlierern, Industriekonzerne konnten dagegen die Verluste der vergangenen Tage wieder wettmachen.
kaz/AP/AFP