Inakzeptabler Ölpreis Saudi-Arabien ruft Regierungschefs zum Krisengipfel

Der Termin kam überraschend und wirbelt die Pläne von Regierungschefs und Wirtschaftslenkern durcheinander: Der weltgrößte Erdölproduzent Saudi-Arabien ruft zum Krisengipfel, um über den hohen Ölpreis zu reden - und das schon in elf Tagen.

Riad - Noch vermeiden die Organisatoren das Wort "Emergency" - doch genau darauf läuft hinaus, was der weltgrößte Erdölproduzent Saudi-Arabien beschlossen hat: Am 22. Juni sollen die Staats- und Regierungschefs der Förder- und Verbraucherländer, die Chefs der größten Ölkonzerne sowie führender Investmentbanken kurzfristig zu einem "Energiegipfel" nach Dschidda eingeladen werden. "Wir halten den gegenwärtigen Ölpreis für unvernünftig und unakzeptabel. Deshalb diese Konferenz", sagte Ibrahim Muhanna, Berater von Ölminister Ali al-Naimi. "Uns macht der Schaden Sorge, den der Ölpreis in der gesamten Weltwirtschaft, vor allem aber in den Entwicklungsländern anrichtet."

Der Ölpreis war vergangenen Freitag um zehn Dollar auf die historische Tagesmarke von annähernd 140 Dollar angestiegen. Inzwischen ist er zwar wieder leicht gesunken, doch für dauerhaft halten einflussreiche Ölmanager diese Tendenz nicht: Der Chef des russischen Gasprom  -Konzerns, Alexej Miller, rechnet mittelfristig sogar mit einem Ölpreis von 250 Dollar pro Barrel.

Saudi-Arabien, das wie die Opec-Staaten insgesamt jede Schuld am Preisanstieg von sich weist, macht Spekulanten, den niedrigen Dollar, Engpässe in der erdölverarbeitenden Industrie und den wachsenden Energiebedarf vor allem Chinas und Indiens für den hohen Preis verantwortlich. Um ein so umfangreiches Bündel an Krisenfaktoren in den Griff zu bekommen, sei eine konzertierte Aktion aller Beteiligten und Betroffenen nötig. Der für diplomatische Gepflogenheiten extrem kurzfristig angesetzte Termin zeigt einerseits, wie eilig es die Saudis haben - andererseits macht er offenbar organisatorische Schwierigkeiten: Den Chefs von Exxon Mobile  , BP und Merrill Lynch  und dem britischen Premier Gordon Brown lägen bereits Einladungen vor, so Quellen in Riad; der französische Präsident Nicolas Sarkozy habe sogar schon zugesagt.

In Berlin lag bis zum Mittwochabend noch kein Schreiben vor. "Es sieht so aus, als sondierten die Saudis im Ölministerium noch, welche Regierungschefs am nächsten Sonntag Zeit haben", sagt ein Beobachter in Riad. "Die offiziellen Einladungen werden dann vom Palast verschickt."

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