Inflation in Europa EZB-Direktorin Schnabel spricht von erhöhtem Risiko

EZB-Direkorin Isabel Schnabel: Inflationsaussichten müssten neu bewertet werden
Foto: DANIEL ROLAND / AFPDie Europäische Zentralbank deutet angesichts der starken Preissteigerungen ein schnelleres Vorgehen bei der Normalisierung ihrer Geldpolitik an. So äußerte sich EZB-Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel nun in einem Interview mit der »Financial Times« deutlich besorgter als noch im November des vergangenen Jahres.
Es gebe sowohl das Risiko eines zu frühen Handelns als auch das Risiko, zu spät zu handeln, sagte Schnabel. Die Währungshüter müssten das richtige Gleichgewicht zwischen diesen beiden Risiken finden. »Mit den jüngsten Daten hat sich jedoch das Risiko, zu spät zu handeln, erhöht, und deshalb müssen wir die Inflationsaussichten sorgfältig neu bewerten«, sagte die EZB-Direktorin.
Bisher hält die EZB an ihrem Kurs mit Zinsen auf Rekordtief und milliardenschweren Anleihenkäufen fest. Nach der jüngsten geldpolitischen Sitzung Anfang Februar hatte Zentralbankpräsidentin Christine Lagarde aber eingeräumt, dass auch bei den Notenbankern die Sorge angesichts der unerwartet hohen Teuerungsraten wächst. Anhand neuer Daten will der EZB-Rat die Lage bei seiner nächsten Sitzung am 10. März neu beurteilen.
Im Euroraum stieg die Inflation im Januar auf 5,1 Prozent. In Deutschland hielt sie sich mit 4,9 Prozent auf vergleichsweise hohem Niveau. Vor allem steigende Energiepreise heizen den Preisauftrieb an. Eine höhere Inflation schwächt die Kaufkraft von Verbrauchern.
Die EZB strebt ein stabiles Preisniveau bei einer jährlichen Teuerungsrate von zwei Prozent an. Sie akzeptiert es, wenn diese Marke zeitweise etwas über- oder unterschritten wird. Schnabel sagte im Interview mit der »FT«, es sehe »jetzt immer unwahrscheinlicher aus, dass die Inflation bis Ende dieses Jahres unter zwei Prozent fallen wird, wie wir es früher erwartet hatten«.
Schnabel bekräftigte die Festlegung der EZB, wonach es eine Anhebung der Zinsen erst nach einem Ende der Netto-Anleihenkäufe geben soll. Beim Kauf von Staats- und Unternehmenspapieren betrachte die EZB das Gleichgewicht zwischen Nutzen und Kosten sehr sorgfältig. »Und ich würde sagen, dass wir an einen Punkt gelangen, an dem angesichts der Inflationsaussichten der Nutzen weiterer Nettokäufe von Vermögenswerten die zusätzlichen Kosten möglicherweise nicht rechtfertigt«, sagte Schnabel.