Interview mit Florian Homm "Sie haben sich mit einem Pitbull angelegt"

Aufgetauchter Spekulant Homm: Im aktuellen Video lässt er sich seitlich von hinten filmen
Foto: Florian HommEine Stadt irgendwo in Europa, ein Hotel irgendwo in dieser Stadt. Hier soll das Interview mit Florian Homm stattfinden, einem ehemaligen Hedgefonds-Manager, der vor fünf Jahren mit einem Millionenvermögen untergetaucht ist. Seitdem schweigt er und versteckt sich - vor Behörden, vor allem aber vor ehemaligen Geschäftspartnern. Leute, die viel Geld verloren haben und die meinen, Homm müsse es ihnen zurückgeben.
Im Mai 2012 stellte der deutsche Privatermittler Josef Resch ein Video ins Internet, das einen Berg von Geldbündeln zeigt . Angeblich sind es 1,5 Millionen Euro - Kopfgeld, das Reschs Auftraggeber auf Homm ausgesetzt hatten. Sie wollen 30 Millionen Euro von dem untergetauchten Finanzjongleur.
Der hat nun genug vom Verstecken und Schweigen. In den kommenden Tagen erscheint sein Buch: "Kopf, Geld, Jagd" heißt es. Darin zeichnet Homm das Leben eines Mannes, der das Abenteuer suchte und das große Geld - der dabei stets an den Grenzen der Legalität entlangschrammte und die der Moral regelmäßig überschritt. Nun will der 53-Jährige vor allem eines: endlich seine Ruhe.

Großmaul und Großverdiener: Das bewegte Leben des Florian Homm
Und Homm dreht den Spieß um: Er hat selbst ein Video drehen lassen, indem er sich erstmals seit mehr als fünf Jahren persönlich zu Wort meldet . Darin setzt er eine Belohnung von 10.000 Euro aus. Das Geld soll bekommen, wer ihm hilft, die Auftraggeber zu finden, die hinter dem Kopfgeld stecken.
Beim Interview sind die Sicherheitsvorkehrungen gewaltig. Nichts überlässt Homm dem Zufall. Als der Zwei-Meter-Mann den Raum betritt, kann er sicher sein, dass der Journalist keine Wanzen dabei hat - und dass er nicht weiß, wo Homm gerade herkommt oder wohin er gleich wieder verschwinden wird.
SPIEGEL ONLINE: Herr Homm, Sie sind seit fünf Jahren untergetaucht. Nun haben Sie offenbar genug von dem Versteckspiel. Warum wenden Sie sich ausgerechnet jetzt an die Öffentlichkeit?
Homm: Erstens will ich mich den Vorwürfen stellen, die während meiner Abwesenheit entstanden sind. Zweitens will ich meinen moralischen Verpflichtungen gegenüber Liberia nachkommen, wo ich ein Schulprojekt unterstütze. Und der dritte Grund ist das YouTube-Video, in dem ein Kopfgeld auf mich ausgesetzt wurde.
SPIEGEL ONLINE: Haben Sie es nach dem Video mit der Angst bekommen?
Homm: So ein Kopfgeld ist extrem menschenverachtend. Es animiert jeden Hilfssheriff und jede Halbweltfigur mich meiner Freiheit zu berauben. Aber die Wirkung geht sogar noch weiter: Mein Anwalt, der zu meinen besten Freunden zählt, wurde bedroht. Es wurde Leuten Geld angeboten, um in sein Büro einzubrechen. Familienfreunde bekamen Besuch von zwei dunklen Gestalten.
SPIEGEL ONLINE: Sie haben bei Ihren Raubzügen selbst nicht unbedingt Rücksicht auf Opfer genommen. Das schafft Feinde. Haben Sie schon Hinweise, wer das Kopfgeld ausgesetzt hat?
Homm: Ich und meine Mitarbeiter haben sehr starke Vermutungen, aber wir werden unsere Karten nicht offenlegen. Ich habe schon viele Schläge im Leben einstecken müssen. Das ist Berufsrisiko. Wenn Sie aufmischen, werden Sie auch selbst mal aufgemischt. Aber ich habe kein Verständnis dafür, dass meine Familie und meine Freunde bedroht werden. Da muss ich mich wehren.
SPIEGEL ONLINE: Angeblich wurde das Kopfgeld mittlerweile zurückgezogen. Der Privatermittler Resch behauptet, er und seine Auftraggeber seien ihrerseits eingeschüchtert worden. Stecken Sie dahinter?
Homm: Nein. Damit habe ich nichts zu tun. Und ich bin auch kein großer Freund von Auftragsmorden. Stellen Sie sich vor: Sie veranstalten eine Jagd auf Florian Homm. Glauben Sie, der wird das auf sich beruhen lassen, wenn Sie ihm sein Geld wegnehmen? Sie haben sich gerade mit einem richtigen Pitbull angelegt. Den können Sie doch nicht frei rumlaufen lassen. Sie müssen ihn restlos neutralisieren. Dieses Kopfgeld ist doch ein verklausulierter Mordauftrag!
SPIEGEL ONLINE: Das Kopfgeld ist nicht Ihr einziges Problem: In den USA hat Sie die Börsenaufsicht SEC im vergangenen Jahr verklagt. In Ihrem Buch schreiben Sie zudem, die Staatsanwaltschaften mehrerer Länder würden Ihnen gerne Verfahren anhängen, es drohten lange Gerichtsverfahren. Werden Sie sich diesen Verfahren stellen?
Homm: Absolut. Ich werde mich diesen Vorwürfen stellen. Ich bin gerade dabei, das mit meinen Anwälten vorzubereiten.
SPIEGEL ONLINE: Sind Sie auch bereit, Geld für eine Einigung zu zahlen?
Homm: Ich will eigentlich keinem juristischen Vergleich zustimmen, weil ich der Meinung bin, dass der größte Teil der Vorwürfe auf einem großen Lügenpaket basiert, das die Direktoren der von mir gegründeten Hedgefonds-Gruppe ACMH nach meinem Ausscheiden geschnürt haben.
SPIEGEL ONLINE: Ihre Gegner werfen Ihnen vor, Sie hätten über eine US-Firma, die Ihnen zur Hälfte gehörte, obskure und kaum wiederverkaufbare Aktien kleiner Unternehmen an ihre Hedgefonds verkauft und damit Gewinne erzielt. Zusätzlich sollen Sie den Wert der Fonds damit künstlich aufgebläht haben.
Homm: ACMH war über alle meine Positionen immer bestens informiert. Der gesamte Markt war das. Meine Beteiligung an der fraglichen Brokerfirma Hunter World Markets in Los Angeles war bekannt, auch bei den Regulierungsbehörden. Wir hatten externe Wirtschaftsprüfer, die die Geschäftsberichte geprüft und nichts beanstandet haben. Ich bin fest davon überzeugt, dass das auch klar werden wird.
SPIEGEL ONLINE: Als Sie untergetaucht sind, sollen Sie rund 400 Millionen Euro schwer gewesen sein. Wie viel ist davon noch übrig?
Homm: Das ist verschwindend wenig - eine Lachnummer. Vielleicht ein bis zwei Prozent dessen, was ich einmal hatte. Und davon wird nun auch noch ein guter Teil für Anwaltskosten draufgehen.
SPIEGEL ONLINE: Zwei Prozent wären gerade mal acht Millionen Euro. Wo sind die restlichen 392 Millionen geblieben?
Homm: Ein Großteil davon hat mein Treuhänder 2009 verzockt. Ich hatte ihn gebeten, nur erstklassige Anlagen wie Gold und Schweizer Franken zu kaufen, aber er hat das Geld in dubiose Papiere und in die Fonds des amerikanischen Anlagebetrügers Bernard Madoff gesteckt. Auch meine Scheidung hat viel Geld gekostet. Circa 40 Millionen Euro hatte ich zudem ohne Entgelt an die Hedgefonds überwiesen, um Verluste auszugleichen. Ein Teil meiner Konten wurde inzwischen eingefroren. Der Rest ging für Lifestyle, karitative Spenden, Notverkäufe und meinen eigenen Schutz drauf. Es ist leider alles belegbar.
SPIEGEL ONLINE: Werden Sie Ihren hohen Lebensstandard halten können?
Homm: Je mehr Geld Sie haben, desto mehr schotten Sie sich ab. In den vergangenen Jahren habe ich auch andere Seiten kennengelernt. Ich habe in Hotels gewohnt für 13 Dollar pro Nacht, ich war in den Achselhöhlen der Welt. Das hat mich mehr erfüllt als die 2000-Euro-Suite im Ritz. Früher steckte ich in einem endlosen Sandkastenspiel mit den anderen Vollidioten, die Flugzeuge und Boote verglichen haben. Da musste sogar die Klobürste einen Markennamen haben und 300 Euro kosten. Das war peinlich. Es geht auch viel bescheidener, ohne dabei gleich todunglücklich zu werden.
Wie alles begann - "Meine Skrupel waren total unterentwickelt"
Florian Homm ist der Großneffe des Versandhauskönigs Josef Neckermann - und glaubt man seinem Buch, dann war sein wichtigstes Lebensziel, reicher zu werden als sein berühmter Vorfahre. Homms Spitzname war "der Plattmacher". Seine Spezialität: Schwachstellen von Unternehmen aufspüren, diese öffentlich machen und gleichzeitig auf einen Kursverfall der Aktie wetten - so wie Mitte der neunziger Jahre bei der Pleite-Werft Bremer Vulkan.
Homm verdiente Millionen mit Börsengängen kleinerer Firmen, besonders auf dem Neuen Markt. Auch als sogenannter Greenmailer war er aktiv. Seine Fonds kauften Aktienpakete von Unternehmen und setzten dann deren Führung unter Druck: Entweder sollten die Manager ihre Firma an den Fonds übergeben - oder hohe Summen zahlen, um den Angreifer wieder loszuwerden.
In der Wirtschaftswelt erwarb sich Homm schnell einen Ruf wie Donnerhall. Der Unternehmer Erich Sixt, dessen Firma Homm angriff, soll ihn einmal als "Antichrist der Finanzen" bezeichnet haben. Homm war das deutsche Gesicht des Heuschreckenkapitalismus, er saß zur besten Sendezeit in der Talkshow "Sabine Christiansen". So richtig berühmt wurde er 2004 durch den Einstieg beim damals maroden Fußballclub Borussia Dortmund. "Ohne mein Investment wäre der Verein reif für die Regionalliga", tönte er damals.
SPIEGEL ONLINE: In Ihrem Buch beschreiben Sie den Florian Homm von damals als "psychopathischen Finanzinvestor" und "Arschloch". Sind Sie das heute nicht mehr?
Homm: Ich habe drei Jahrzehnte lang 90 bis 100 Stunden pro Woche gearbeitet, das entspricht ungefähr 90 Jahren Berufserfahrung - die prägt leider. Den kalkulierenden Finanzier werde ich nie ganz aus meiner Seele verbannen können. Aber sagen wir es mal so: Mein Schwerpunkt liegt heute definitiv nicht mehr auf der Geldvermehrung.
SPIEGEL ONLINE: Sie beschreiben Ihr Vorleben als aggressiver "Plattmacher", der nach schwachen Stellen in Firmen sucht und sie ausplündert, der dicke Autos fährt und eine junge russische Tabledancerin als Geliebte hat. Einerseits sagen Sie sich heute von diesem Leben los, andererseits schwingt im Buch doch noch ziemlich viel Stolz auf die alten Geschichten mit.
Homm: Der Stolz und das Ego sind meine Todfeinde. Ich bin gut beraten, diese Faktoren zu reduzieren. Aber man sollte auch ab und zu mal über sich selber lachen. Meine Spinnereien damals waren ja teilweise irrsinnig unterhaltsam…
SPIEGEL ONLINE: …nicht für alle Beteiligten. Sie haben vielen Menschen geschadet.
Homm: Natürlich nicht immer für alle, auch nicht immer für mich. Ich sehe das heute eher so, dass ich viel Zeit verloren habe in meinem Leben. Es gibt viele Dinge im Leben, von denen ich überhaupt keine Ahnung habe: Was ist denn eine Vaterschaft? Was bedeutet das Wort Reue? Das sind Dimensionen des Daseins, mit denen ich mich früher nie beschäftigt habe. Ich musste sogar lernen, wirklich zu lachen, von Herzen - und nicht nur das Gesicht zu einer Grimasse zu verziehen.
SPIEGEL ONLINE: Kannten Sie Skrupel?
Homm: Meine Skrupel waren total unterentwickelt. Und Skrupel schaden ja auch der Gewinnmaximierung. Beim Versuch, schnell ein Vermögen zu schaffen, habe ich sicherlich viele Menschen verletzt. Meine Kinder hatten keinen Vater - die hatten einen Treuhandfonds. Das ist auch nicht der beste Ersatz.
SPIEGEL ONLINE: Sie sprechen im Buch vom Kick, den Sie damals brauchten und den Ihnen Ihre riskanten Finanzgeschäfte gegeben haben. Brauchen Sie diesen Kick heute nicht mehr, oder werden Sie bald rückfällig?
Homm: Seitdem das Kopfgeld auf mich ausgesetzt wurde, habe ich genug Kick. Ich würde mich irrsinnig freuen, wenn mein Leben die nächsten drei Jahrzehnte etwas ruhiger ablaufen würde. Ich habe erkannt, dass ich an einer Sucht leide, nennen wir sie mal Abenteuersucht. Aber ich glaube, ich habe diese Sucht auch ziemlich ausgereizt.
SPIEGEL ONLINE: Das hört sich alles ganz schön an. Aber glauben Sie wirklich, dass die Öffentlichkeit Ihnen diese Wandlung abnimmt?
Homm: Das ist nicht so wichtig. Ich habe schließlich fünf Jahre mit dem schlechtesten Image überhaupt gelebt. Mir ist wichtig, dass die Einnahmen aus dem Buchverkauf der Schule in Liberia helfen. Und ich würde mich freuen, wenn einige Leser, die sechs- und siebenstellig verdienen, sich in dem Buch wiederfänden und sich fragten: Was mach' ich hier eigentlich? Brauch' ich wirklich noch das fünfte Auto oder den zweiten Jet?
Homms mächtige Feinde - "In Caracas haben sie mich angeschossen"
Am 18. September 2007 verschwand Florian Homm aus dem Leben, das er bis dahin geführt hatte. In einer Mitteilung ließ er seinen Rückzug aus der von ihm gegründeten Fondsholding ACMH verkünden. Innerhalb weniger Stunden brach der Aktienkurs um fast 90 Prozent ein. Viele Investoren zogen panikartig ihr Geld ab.
Homms Abgang war lange ein Rätsel. In seinem Buch beschreibt er, wie er am Morgen seines Verschwindens, vollgepackt mit Geldbündeln, ein Privatflugzeug in Palma de Mallorca besteigt. Es soll ihn zunächst nach Valencia und später nach Kolumbien gebracht haben. Unter falschem Namen lebte er dort angeblich in der Stadt Cartagena - zunächst abgeschottet in einer Kolonialvilla, später offener und reiselustiger, aber stets mit unterschiedlichen Identitäten.
SPIEGEL ONLINE: Wovor sind Sie im September 2007 geflohen?
Homm: Ich möchte ungern von Flucht sprechen. Ich war immer über meinen Anwalt zu erreichen, nur eben nicht mehr für jeden. Meine 300 Telefonate am Tag habe ich auf zwei im Monat runtergefahren. Ich habe mich abgeschottet. Der Hauptgrund war eine innere Leere. Ich hatte meine Ehe total verhunzt. Mein Chauffeur hatte einen weitaus besseren Kontakt zu meinen Kindern als ich. Das war ein bisschen armselig. Ich fand mich damals auch nicht mehr besonders sympathisch. Es war höchste Zeit, einen Sinn in meinem Leben zu entdecken.
SPIEGEL ONLINE: Und? Haben Sie diesen Sinn in den vergangenen fünf Jahren gefunden?
Homm: Ich fühle mich zumindest besser, wenn ich mich auf Liberia und auf mein Wohltätigkeitsprojekt Maximum Impact Medicine fokussiere. Ich habe gemerkt: Ich brauche keine 1300 Quadratmeter zum Leben. Ich muss keinen Rolls-Royce Corniche fahren und brauche auch keine zwei Jets auf dem Flughafen. Es muss nicht immer bis zum Exzess konsumiert werden. Diese Einsicht kam nicht über Nacht, das war ein langer, schwerer Prozess.
SPIEGEL ONLINE: Kann man zur Ruhe kommen, wenn man in der ganzen Welt gesucht wird?
Homm: Wer sucht mich denn? Es gibt eine Zivilklage in den USA und Ermittlungen in Europa, bei denen ich hundertprozentig kooperiere. Diesen Dingen kann ich mich stellen oder nicht. Aber das hat doch nichts damit zu tun, dass ich gesucht werde.
SPIEGEL ONLINE: In Ihrem Buch schreiben Sie, Sie hätten lange nur mit Sonnenbrille geschlafen, um nicht entdeckt zu werden.
Homm: Das hängt aber eher mit meinem geschäftlichen Umfeld zusammen. Ich habe mit vielen Leuten Geschäfte gemacht, und da waren nicht nur nette Leute dabei. 2003 waren meine Kinder bei einer Entführung gefährdet, 2006 haben sie mich in Caracas angeschossen. Und es gibt da ein paar Hinweise, dass das nicht nur ein plumper Raubmord war.
SPIEGEL ONLINE: Welche Hinweise?
Homm: Ich hatte eine Limousine angefordert mit Panzerglas und Bodenschutz. Was hab' ich bekommen? Einen verdammten Nissan ohne Schutz. Ich hatte gesagt: Ich brauche einen Fahrer und einen Bodyguard mit Knarre. Und wer kam? Ein Fahrer - kein Bodyguard, keine Knarre. Meinem Beifahrer wird ins Knie geschossen und mir aus 80 Zentimetern in die Brust - da macht man sich dann schon Gedanken drüber.
SPIEGEL ONLINE: Wer könnte es damals auf Sie abgesehen haben?
Homm: Das habe ich mich auch gefragt. Als ich auf ein Dutzend Leute gekommen war, habe ich dann aufgehört zu zählen. In letzter Zeit habe ich mir wieder ähnliche Gedanken gemacht. Hells Angels? Russenmafia? Mir sind zu jeder dieser Gruppen ein paar Leute aus meinem früheren geschäftlichen Umfeld eingefallen.
SPIEGEL ONLINE: Da dürfte es umso schwerer sein, sich zu entspannen.
Homm: Ich wünsche niemandem, einen Monat lang mein Leben zu führen. Dann müsste er sich nämlich freiwillig in der Nervenheilanstalt melden. Ich habe da einen Vorteil: Der Stirnlappen meines Gehirns ist nicht voll ausgeprägt, deshalb ist mein Risikobewusstsein unterentwickelt und auch die Schmerzempfindlichkeit ist relativ niedrig. Ich habe also ganz gute Voraussetzungen, damit klarzukommen.
SPIEGEL ONLINE: Wenn man Ihr Buch liest, scheint es kein Zufall zu sein, dass Sie so viele zwielichtige Figuren als Feinde haben. Schon in Ihrer Jugend haben Sie den Kontakt zu Kriminellen und Halbwelttypen gesucht.
Homm: Ich glaube, ich habe das Abenteuer gesucht. Dinge wie Familie oder gesellschaftliche Stellung waren mir nie wichtig. Meine Welt bestand aus Ehrgeiz, Erfolg, Sport und Kohle machen. Ich war auf einer Top-Uni, habe als Diplomat gearbeitet und sechs bis sieben Sprachen gesprochen. Wenn das, was ich tat, hier und dort an die Halbwelt grenzte, hat mich das nicht gestört. Das gehört bei einem bewegten Abenteuerdasein zum Programm.
SPIEGEL ONLINE: Hat Ihnen Ihre Skrupellosigkeit geholfen, so schnell so reich zu werden?
Homm: Wie wollen Sie denn bitte von null auf 400 Millionen Euro durchstarten, wenn Sie nur nett Hände schütteln und 0,3 Prozent Fondsgebühren verlangen? Im wirtschaftlichen Umfeld damals gab es Marktlücken wie Neuemissionen, Wagniskapital und auch Leerverkauf. Und da bin ich mit Brachialgewalt reingestoßen.
SPIEGEL ONLINE: Erwarten Sie, dass Ihre Familie Ihnen vergibt?
Homm: Ich habe mich wirklich sehr darum bemüht - ich habe meine Kinder schriftlich um Vergebung gebeten. Und sie haben sehr großzügig reagiert. Ich hatte kürzlich sogar das Privileg, etwas mit ihnen zusammen zu unternehmen. Ich muss dabei natürlich vorsichtig sein, dass ich keine Kollateralschäden anrichte. Eine Kugel, die mich treffen soll, kann ja auch immer mal jemand anderen erwischen.