Iraks brennende Ölquellen Cheneys Sieben-Milliarden-Dollar-Feuerwehr

Den Auftrag zur Bekämpfung von Ölbränden im Irak, den das Pentagon ohne Ausschreibung an den Halliburton-Konzern vergeben hat, ist offenbar weitaus lukrativer als bisher bekannt. Der Deal soll für die Ex-Firma von US-Vizepräsident Dick Cheney mehr als sieben Milliarden Dollar wert sein.

Washington - Dies gehe aus einem Schreiben des Ingenieurkorps der amerikanischen Armee hervor, berichtet die "New York Times" am Freitag. Der Vertrag ermögliche es der Halliburton-Tochter Kellog Brown & Root, einen Reingewinn von knapp einer halben Milliarde Dollar zu machen.

Die neuen Details seien in einem Schreiben an Henry A. Waxman veröffentlicht worden, einem demokratischen Abgeordneten im Repräsentantenhaus. Waxman habe eine Untersuchungsbehörde des Kongresses aufgefordert herauszufinden, wie die Regierung Bush Kontrakte für den Wiederaufbau des Irak vergebe. Waxman und ein anderer Abgeordneter verlangten, dass dabei "Vorwürfen einer Halliburton-Sonderbehandlung durch die Regierung" besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden sollte.

Beste Verbindungen

Der amerikanische Vizepräsident Dick Cheney war von 1995 bis 2000 Halliburton-Chef. Cheney habe laut Waxman mehr als 30 Millionen Dollar an Bezügen erhalten.

Das Weiße Haus habe keine Rolle bei der Auswahl einzelner Firmen gespielt, erklärte ein Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates gegenüber der Zeitung. Kellog Brown & Root sei gewählt worden, weil es als einziges Unternehmen in der Lage gewesen sei, einen komplexen und geheimen Plan für den Irak-Einsatz zu entwickeln und ihn dann extrem kurzfristig umzusetzen, habe Generalleutnant Robert B. Flowers, der Leiter des Ingenieurkorps, in dem der "NYT" vorliegenden Schreiben erklärt.

Anderen Presseberichten zufolge hatte sich Halliburton bereits frühzeitig auf Einsätze im Irak eingestellt und in größerem Umfang neues Personal für diese Aufgabe rekrutiert.

America first

Das Verteidigungsministerium habe keine öffentlichen Vorschriften für die Auftragsvergabe einhalten können, weil die Kriegspläne und die Notwendigkeit zur Bekämpfung von Ölbränden im Irak Geheiminformationen gewesen seien, heißt es in dem Schreiben weiter. General Flowers versprach aber "umfassende Wettbewerbsmöglichkeiten" für die Wiederherstellung der irakischen Ölinfrastruktur.

Einer der derzeit gefragtesten Irak-Aufträge beläuft sich auf 600 Million Dollar und wird von der amerikanischen Entwicklungshilfebehörde USAID vergeben. Er beinhaltet erste Arbeiten zum Wiederaufbau irakischer Straßen, Wasser- und Stromversorgungssysteme sowie Krankenhäuser und Schulen. Die Ausschreibung für den Auftrag war auf fünf amerikanische Baukonzerne beschränkt worden. Dabei wurde ebenfalls die Notwendigkeit für Geheimhaltung und Schnelligkeit angeführt. Experten für die Vergabe von Regierungsaufträgen glauben jedoch, dass es Verstöße gegen internationale Handelsabkommen und staatliche Regeln gegeben haben könnte.

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