Jobabbau trotz Gewinn Empörung über die Deutsche Bank
Berlin - Der stellvertretende SPD-Fraktionschef im Bundestag, Michael Müller, sprach in der "Berliner Zeitung" von einer "Schweinerei". Es sei eine Unverschämtheit, die Gewinnerwartungen so zu Lasten der Arbeitsplätze zu überziehen.
Der Vorsitzende des CDU-Arbeitnehmerflügels, Gerald Weiß, sieht in dem Vorgang ein Zeichen dafür, "dass die Wirtschaftsethik verloren zu gehen droht". Die alleinige Rendite-Orientierung sei ein Ausweis kurzfristigen Denkens, betonte Weiß. Man müsse "für die Menschen und mit den Menschen wirtschaften."
Der SPD-Politiker Joachim Poß sprach von einem moralisch wie volkswirtschaftlich fragwürdigen Kurs, schloss aber steuerpolitische Maßnahmen zumindest kurzfristig aus. Zunächst müsse man in der Europäischen Union zu einer einheitlichen Bemessungsgrundlage für die Unternehmensbesteuerung kommen, wurde Poß zitiert.
Deutsche-Bank-Vorstandschef Josef Ackermann hatte am Vortag angekündigt, dass trotz des besten Geschäftsergebnisses seit vier Jahren weitere 6400 Stellen abgebaut werden. Die bereits angekündigte Streichung von mehr als 1900 Jobs in Deutschland ist in den Zahlen schon enthalten. Da durch Stellen-Verlagerung ins billigere Ausland 1200 Arbeitsplätze neu geschaffen würden, belaufe sich der Abbau netto auf 5200 Jobs, hieß es. Zuletzt beschäftigte der Konzern 65.000 Menschen.
Die Grünen-Finanzexpertin Christine Scheel hatte bereits erklärt, angesichts von fünf Millionen Arbeitslosen sei es unmoralisch, mit Scheuklappen nur auf die Rendite zu schauen. Die Gewerkschaft Ver.di hatte gefordert, die Entscheidung rückgängig zu machen. "Wir sehen die Deutsche Bank nicht in einer wirtschaftlichen Krise wie etwa Opel. Die Deutsche Bank ist ein solides Unternehmen mit erstklassigen Zahlen. Daher verbietet es sich, jetzt Arbeitsplätze abzubauen", sagte Ver.di-Sprecher Frank Steibli.
Börse belohnt Jobabbau
An der Börse wurden die Streichungspläne dagegen wohlwollend aufgenommen. Aktien der Deutschen Bank haben sich am Freitagmorgen nach positiven Analystenkommentaren an die Spitze des Börsenbarometers Dax gesetzt.
"Das Deutsche-Bank-Papier profitiert einen Tag nach Vorlage der guten Zahlen von den positiven Analystenstudien", sagte ein Börsianer. So stufte Morgan Stanley den Titel von "Equal-weight" auf "Overweight" hoch. Die erfolgreiche Restrukturierung dürfte die Ertragslage weiter verbessern, hieß es.
Auch bei JP Morgan zeigten sich die Finanzanalysten zufrieden. Die Experten erhöhten die Gewinnerwartungen und setzten das Kursziel von 75 auf 80 Euro hoch. Die Kosteneinsparungen und das erfolgreiche Kapitalmanagement der Bank seien positiv, hieß es dort.
Parallel zu den Stellenstreichungen hatte Bankchef Ackermann auch die Zahlen für 2004 verkündet. Im vergangenen Jahr steigerte die Bank ihr Vorsteuerergebnis um 50 Prozent auf 4,1 Milliarden Euro. Der Jahresüberschuss verbesserte sich um 87 Prozent auf 2,5 Milliarden Euro. So viel hatte die Bank seit dem Jahr 2000 nicht mehr verdient. Die Erträge stiegen um 3 Prozent auf 21,9 Milliarden Euro. "Dieser Erfolg ist Beweis dafür, dass wir gut aufgestellt sind", sagte Ackermann.