Protest gegen Siemens-Chef
Klimaaktivistin stürmt vor Kaeser-Rede die Bühne
Siemens steht für die Zulieferung für ein Bergbauprojekt in Australien in der Kritik. Bei einem Wirtschaftsgipfel wollte Joe Kaeser eine Rede halten - doch erst mal musste er zuhören.
Eine Klimaaktivistin hält eine Rede, Joe Kaeser (v.) wartet auf seinen Auftritt
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Andreas Hoenig/ dpa
Vor einem Auftritt von Siemens-Chef Joe Kaeser beim Jahresempfang des Bundesverbands mittelständische Wirtschaft in Berlin ist eine junge Klimaaktivistin auf die Bühne gestürmt. Sie strich sich grüne Farbe auf die Wange und hielt eine kurze Rede. Eine andere Welt sei möglich, eine Welt von Solidarität und Verantwortung, sagte sie auf Englisch.
Kaeser ließ sie zunächst gewähren, ein Sicherheitsmitarbeiter brachte sie dann nach wenigen Minuten unter Applaus von Zuhörern von der Bühne. Die Aktivistin sang beim Abgang das Lied "I Will Survive".
Kaeser sagte anschließend, dass er mit der Realität umgehen müsse. Er hätte der jungen Frau gern angeboten, an Lösungen gegen den Klimawandel mitzuarbeiten, seine Tür sei offen. "Wir müssen die jungen Menschen an den Tisch bringen. Es ist ihr Leben, es ist ihre Generation, und es ist ihre Zukunft. Aber alleine durch Protestieren am Freitag wird sich das nicht ändern", sagte Kaeser mit Blick auf die Bewegung "Fridays for Future".
Der Siemens-Chef fügte hinzu, es wäre gut gewesen, wenn die junge Frau geblieben wäre und vielleicht noch 50 oder 100 andere mitgebracht hätte: "Weil das (...) hier der Platz ist, wo Menschen jeden Tag frühmorgens aufstehen und einen Job zu erledigen haben", sagte Kaeser vor rund 3000 Zuhörern. "Die stellen sich eben nicht hin und sagen, was alles schlecht ist, sie haben eine ganz klare Meinung darüber, was zu tun ist."
Kritik an Bergbauprojekt in Australien
Ein Sprecher des Bundesverbands sagte, dass sich derartige Störungen nicht verhindern ließen. "Unserem Verband ist an einem offenen Unternehmerdialog gelegen", sagte er. "Deshalb haben wir die Aktivistin auf der Bühne in angemessenem zeitlichen Rahmen reden lassen."
Kaeser steht bei Klimaschützern derzeit vor allem in der Kritik, weil Siemens Zulieferer für ein geplantes Bergbauprojekt des indischen Industriekonzerns Adani in Australien ist. Umwelt- und Klimaschützer protestieren vehement dagegen. Kaeser sagte der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung", dass es sich schon vor Längerem abgezeichnet habe, dass das Projekt seinem Konzern Schwierigkeiten bereiten dürfte.
Direkt nach der Bekanntgabe des Deals habe er tausende Protestmails bekommen, sagte Kaeser der Zeitung. Den Auftrag nachträglich zu kündigen sei unmöglich gewesen: "Wir haben einen rechtsgültigen Vertrag, der bei einseitiger und willkürlicher Kündigung ohne wichtigen Grund eine unbeschränkte Haftung vorsieht", sagte er. "Mit diesen Realitäten muss man umgehen. Da hilft es auch nichts, wenn uns Klimaaktivisten drohen."