Umweltschutz Kanada verbietet bis 2022 Strohhalme, Tüten und Einwegbesteck

In zehn Jahren sollen die Kanadier keinen Plastikmüll mehr produzieren - so hat es Premier Trudeau versprochen. Nun verhängt sein Land in einem ersten Schritt umfangreiche Verbote.
Trinkhalme aus Plastik: In Kanada schon bald nicht mehr erlaubt

Trinkhalme aus Plastik: In Kanada schon bald nicht mehr erlaubt

Foto: OLIVIER MORIN / AFP

Gerade erst kam eine wissenschaftliche Schätzung aus Australien zu einem erschreckenden Ergebnis: In den Böden der Weltmeere lagern laut der Studie zwischen neun und fast 16 Millionen Tonnen Mikroplastik. Seit der Erfindung des Materials in den Fünfzigerjahren hat die Menschheit 8,3 Milliarden Tonnen Plastik produziert, schätzen Forscher. Um dieses erhebliche Umweltproblem in den Griff zu bekommen, braucht es großangelegte Veränderungen im Konsumverhalten. Kanada macht nun einen wichtigen Schritt.

Plastiktüten, Strohhalme und andere Plastikprodukte werden dort bis Ende kommenden Jahres verboten. Auch Einwegbesteck und -geschirr sowie Rührstäbchen und Six-Pack-Ringe aus schwer wiederverwertbarem Plastik würden verbannt, teilte der kanadische Umweltminister Jonathan Wilkinson am Mittwoch in Ottawa mit. Für diese Produkte gebe es bereits erschwingliche umweltfreundliche Alternativen.

Premierminister Justin Trudeau hat versprochen, dass in Kanada bis zum Jahr 2030 kein Plastikmüll mehr entstehen soll. Sein Umweltminister räumte allerdings ein, dass Kanada diesem Ziel hinterherhinke. "Wir sind dabei weltweit nicht führend", sagte Wilkinson. Vielmehr könne sein Land noch einiges von vielen europäischen Ländern lernen.

Kanada will bei der Recyclingquote von neun auf 90 Prozent

Nach Angaben der Regierung produzieren die Kanadier jährlich drei Millionen Tonnen Plastikmüll, darunter 15 Milliarden Plastiktüten. Nur neun Prozent dieses Mülls wird dem Recyclingprozess zugeführt. Diese Quote solle auf 90 Prozent erhöht werden, sagte Umweltminister Wilkinson.

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Zur Umsetzung dieses Ziels denkt die Regierung über einen verpflichtenden Mindestanteil an recyceltem Material in Verpackungen nach sowie über die Verpflichtung von Herstellern und Verkäufern, Plastikmüll zurückzunehmen und zu recyclen.

Auch in Deutschland wird der größte Teil des Plastikmülls nicht wiederverwertet

Was die Quote angeht, steht Deutschland kaum besser da. Gerade mal knapp 16 Prozent des Plastikmülls werden hierzulande für neue Produkte wiederverwendet. Der Rest landet in Verbrennungsöfen oder wird ins Ausland verschifft, wie 2019 aus dem "Plastikatlas" hervorging. Er wurde vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland sowie der den Grünen nahen Heinrich-Böll-Stiftung vorgestellt.

Darin hieß es: Zwar seien die offiziellen Recyclingquoten in Deutschland relativ hoch, sie lagen 2016 bei 45 Prozent. Diese täuschten jedoch darüber hinweg, dass sie sich lediglich auf die Anlieferung bei einem Recyclingunternehmen, nicht aber auf das wirklich recycelte Plastik bezögen. Werde hingegen die Gesamtmenge der anfallenden gebrauchten Kunststoffprodukte als Grundlage betrachtet, würden in Deutschland nur etwa 15,6 Prozent zu Rezyklat verarbeitet, das dann erneut verwendet werden kann.

jok/AFP
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