Kartelle Stromkonzerne nutzen ihre Marktmacht für Wucherpreise
Berlin - Zwischen 2005 und Juni 2006 hätten die Preise an der Leipziger Strombörse EEX rechnerisch zwischen 20 und 30 Prozent über den Preisen gelegen, die unter Wettbewerbsbedingungen zu erwarten gewesen wären, heißt es in einem heute in Berlin vorgestellten Gutachten der TU Dresden. Auftraggeber ist der Verband der Industriellen Energie- und Kraftwirtschaft (VIK), dem industrielle Stromkunden angehören.
Die Stromkonzerne hielten Kraftwerksleistungen bewusst zurück oder speisten sie zu überhöhten Preisen ein, sagte Christian von Hirschhausen, der Autor des Gutachtens. Es gebe erhebliche Anzeichen für unzureichenden Wettbewerb im Bereich Erzeugung und Großhandel auf dem deutschen Elektrizitätsmarkt.
Der deutsche Strommarkt wird nach Angaben des Bundeskartellamts von vier Anbietern dominiert: E.on , RWE , Vattenfall Europe und EnBW . Sie verfügten über nahezu 90 Prozent der Erzeugungsstrukturen. Diese Marktmacht werde mit dem Ziel der Gewinnsteigerung von den Unternehmen ausgenutzt, sagte Hirschhausen.
Ein weiteres Indiz für unvollständigen Wettbewerb sei das Verhalten bei der Einpreisung von Preisänderungen der CO2-Zertifikate. So wirkten sich steigende CO2-Preise dreimal stärker auf die Strompreise aus als sinkende CO2-Preise. Dies sei typisch für fehlenden Wettbewerb.
Angesichts der Ergebnisse ihres Gutachtens raten die Experten, die Energiepolitik stärker ordnungspolitisch auszurichten und eine aktivere Wettbewerbspolitik zu betreiben. Als denkbare Maßnahmen schlagen die Gutachter unter anderem vor, die bestehenden Kraftwerkskapazitäten zu entflechten und Langfristverträge alteingesessener Unternehmen zu öffnen.
mik/ddp/Dow Jones/dpa