Kartellwächter gegen Gasfirmen
Der Kampf der Gaskonzerne um die Vorherrschaft auf dem ostdeutschen Markt spitzt sich zu. Die mächtige Ruhrgas und die BASF-Tochter Wintershall bemühen bei ihren Rivalitäten nun auch die Kartellbehörden in Brüssel und Berlin. Die Wettbewerbshüter der Europäischen Gemeinschaft gehen einer Beschwerde über angebliche Schikanen der Ruhrgas und ihrer ostdeutschen Beteiligungsfirma Verbundnetz Gas (VNG) gegenüber Wintershall nach. Ruhrgas-Chef Klaus Liesen will mit allen Mitteln den Einstieg von Wintershall bei dem ostdeutschen Monopolisten verhindern. Die VNG besitzt sämtliche Ferngasleitungen und kann somit das gesamte Ferngasgeschäft im östlichen Deutschland steuern. Der Essener Konzern hält über direkte und indirekte Beteiligungen 45 Prozent der VNG. Auch die Methoden von Wintershall sind dubios. Die BASF-Tochter nutzt ihre Monopolstellung als Gaslieferant der VNG aus. Zusammen mit der sowjetischen Gasprom besitzt Wintershall die Verfügungsrechte über die einzige Anlage zur Einspeisung von Erdgas in das Netz der Ex-DDR. Die Gemeinschaftsfirma liefert der VNG seit Jahresbeginn sowjetisches Gas - zu weit überhöhten Preisen. Die ostdeutschen Abnehmer sollen rund 20 Prozent mehr zahlen als die westdeutschen. Auf Einspruch der VNG leitete das Bundeskartellamt ein Verfahren wegen Machtmißbrauchs gegen Wintershall/Gasprom ein. Die Ruhrgas steuerte wichtiges Beweismaterial bei und gab Einblick in ihr bestgehütetes Geheimnis - die Einkaufspreise ihres Russengases. Das Kartellamt in Berlin wird der Wintershall/Gasprom eine Preissenkung für ihr Gas verordnen; der Ruhrgas droht eine Auflage Brüssels, ihren VNG-Anteil drastisch zu kürzen.