Kieler Institut für Weltwirtschaft "Die deutsche Wirtschaft hat den schlimmsten Absturz hinter sich"

Die Meuselwitz Guss Eisengießerei in Thüringen
Foto: Martin Schutt/ DPAGemischte Einschätzungen aus der Wirtschaft: Während das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) erste positive Signale für die Konjunktur ausmacht, zeigt sich der Mittelstand pessimistisch. So meldet das KfW-Mittelstandsbarometer ein rasant fallendes Geschäftsklima: Es ging im April um 26 Zähler auf minus 45,4 Punkte zurück, teilte die Förderbank mit . "Nie zuvor blickte der Mittelstand so pessimistisch in die Zukunft", hieß es. Sowohl die Beurteilung der aktuellen Geschäftslage als auch die Geschäftserwartungen fielen demnach noch deutlich schlechter aus als im März.
Die Kontaktbeschränkungen und Geschäftsschließungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie hatten im April Auswirkungen auf alle Branchen, "wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß", teilte die KfW weiter mit. Demnach geht es Großunternehmen "noch schlechter als den Mittelständlern": Ihr Geschäftsklimaindex sank im April um 23,2 Punkte auf den Tiefstwert von minus 54,5 Punkten. Für die Indizes wertet die KfW die Daten der monatlichen Konjunkturumfragen des Münchner Ifo-Instituts unter rund 9000 Unternehmen, darunter rund 7500 Mittelständlern, aus.
Die Ergebnisse seien "deprimierend" und führten "eindrücklich vor Augen, welch umfassende wirtschaftliche Auswirkungen der zum Gesundheitsschutz notwendige, erzwungene Stillstand in weiten Teilen des Lebens hat", sagte KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib. Da der "historische Einbruch" aber auf die Pandemie und nicht auf ökonomische Faktoren zurückgehe, sollte sich die Stimmung mit dem Wiederhochfahren der Wirtschaft auch wieder verbessern.
IfW: positive Signale für die Konjunktur
Anzeichen dafür erkennt bereits das IfW: Nach den ersten Lockerungen gebe es positive Signale für die Konjunktur. "Die deutsche Wirtschaft hat den schlimmsten Absturz hinter sich, und es zeichnet sich nun eine Bodenbildung auf niedrigem Niveau ab", teilten die Kieler Forscher mit.
Ähnlich sei die Situation in den Krisenländern Italien und Spanien. Beim internationalen Handel allerdings halte "der Zusammenbruch" an. "Während des harten Lockdowns vom 23. März bis zum 19. April dürfte die deutsche Wirtschaftsleistung insgesamt um etwa 15 bis 20 Prozent unter ihrem normalen Niveau gelegen haben und ging dabei immer weiter zurück, je länger der Lockdown dauerte", sagte IfW-Präsident Gabriel Felbermayr. "Deutschland operiert zwar weiter deutlich unter dem Normalniveau, aber die Situation verschlechtert sich zumindest derzeit nicht weiter."
Seit den ersten Lockerungen der strikten Ausgangs- und Kontaktsperren habe sich der deutsche Stromverbrauch bei einem Stand von sieben bis acht Prozent unter seinem Normalniveau eingependelt und falle nicht mehr weiter. Daraus ergebe sich, dass die Industrieproduktion "auch nicht mehr weiter zurückgeht und momentan bei einem Level von zehn bis zwölf Prozent unter der normalen Auslastung liegt".
Trends in Spanien aufwärts, in Italien abwärts
In den besonders von der Corona-Pandemie betroffenen Ländern Italien und Spanien lag der Stromverbrauch laut IfW in der Spitze um bis zu 25 Prozent unter dem Referenzniveau. Dies bedeutete einen Einbruch der dortigen Industrieproduktion von 35 bis 40 Prozent. Seit den Lockerungen habe sich besonders in Spanien die Situation verbessert. In Italien sei die Lage im kurzfristigen Trend sogar negativ.
"Dies könnte Folge zunehmender Insolvenzen sein und der stark auf den Export ausgerichteten norditalienischen Wirtschaft, die weiter unter der schwachen Auslandsnachfrage leidet", sagte Felbermayr. "Dennoch scheint auch in Italien der Tiefpunkt der Krise durchschritten."