Für Adolf Merckle wird es eng: Die Gläubigerbanken wollen laut einem Pressebericht das Firmenkonglomerat des in Finanznöte geratenen Milliardärs zerlegen. Merckle hofft nun auf eine Gnadenfrist - um sich durch den Verkauf von Unternehmensteilen selbst zu sanieren.
Ulm - Die Banken erhöhen den Druck auf Adolf Merckle. Die "Südwest Presse" berichtet, dass die Institute die Zerschlagung seines Firmenimperiums fordern. Demnach will der schwäbische Unternehmer mit weitgehenden Zugeständnissen die Zahlungsunfähigkeit seiner Vermögensverwaltung VEM verhindern. Sonst verliert er Einfluss auf die drei großen Säulen der Gruppe HeidelbergCement
, Ratiopharm und den Mannheimer Pharmagroßhändler Phoenix.
Nach den Worten des zweitältesten Sohns Philipp Merckle soll sein Vater sich nicht nur von Ratiopharm trennen. "Die Banken dringen auch auf den Verkauf von anderen Unternehmen", sagte er der Zeitung. Der Sohn erklärte weiter, er selbst sei bei einer Lösung des Finanzproblems der Merckle-Gruppe außen vor. Nachdem er im Frühjahr von der Familie als Chef von Ratiopharm abberufen worden war, geht er unternehmerisch eigene Wege.
Laut "Südwest Presse" hat die VEM bisher keine Anteile von Firmen an die Banken verpfändet. Der Engpass bei der Holding war aufgrund massiver Verluste im Wertpapiergeschäft und bei
Spekulationen mit VW-Aktien entstanden. Nach Schätzungen in Bankenkreisen besteht ein Finanzierungsbedarf zwischen 700 Millionen Euro und einer Milliarde Euro. Andere Quellen sprechen davon, dass auf der VEM mindestens Schulden in Höhe von drei bis fünf Milliarden Euro lasten.
Merckle will dem Blatt zufolge erreichen, dass das Stillhalteabkommen mit den mehr als 30 Banken bis kurz vor Weihnachten verlängert wird. Ziel sei es, einen Überbrückungskredit für etwa ein halbes Jahr abzuschließen, um einen geordneten Übergang und auch die nötigen Verkäufe vorzubereiten. Scheitern die Verhandlungen, drohe die Insolvenz der VEM.
Merckle hat sich sein Firmenimperium über Jahre zusammengekauft. Heute erwirtschaftet das Konglomerat einen Umsatz von rund 30 Milliarden Euro. Zudem zählt Merckle zu den 100 reichsten Menschen der Welt. Im Ranking des US-Magazins "Forbes" liegt er mit geschätzten 7,3 Milliarden Euro auf Rang 94.