Klammer Unternehmer Pharma-Magnat Merckle will vorerst keine Staatsbürgschaft
Stuttgart - Gespräche gibt es, Ergebnisse aber noch nicht: "Wir sind zuversichtlich, dass die Banken und das Unternehmen eine tragfähige Lösung finden", sagte der baden-württembergische Wirtschaftsminister Ernst Pfister (FDP) nach einem Gespräch mit dem Ratiopharm-Gründer Adolf Merckle. "Ein Antrag auf eine Landesbürgschaft wurde nicht gestellt."
Merckle, der als der fünftreichste Mann in Deutschland gilt, soll in den vergangenen Wochen bei spekulativen Börsengeschäften bis zu eine Milliarde Euro verloren haben. Der 74-Jährige soll mit Optionsgeschäften auf fallende VW-Kurse gesetzt haben. Nun verhandelt er mit Banken über einen Überbrückungskredit. Die Banken wiederum wollten aber offenbar ihr Engagement durch eine Landesbürgschaft gesichert sehen. Merckle verfügt über ein weit verzweigtes Firmenimperium, zu dem auch der Ulmer Arzneimittelhersteller Ratiopharm gehört.
Die baden-württembergische Regierung prüft momentan eine Staatshilfe für die Unternehmerfamilie. Entscheidungen würden in den kommenden Tagen gefällt, sagte Ministerpräsident Günther Oettinger am Dienstag in Stuttgart. Vor einer Unterstützung des Firmenimperiums durch eine Landesbank oder eine Bürgschaft solle aber das Privatvermögen geprüft werden. Er sei nicht bereit, Monopoly zu spielen, sagte Oettinger. Er sei aber auch nicht bereit, "die Karten, die auch Vertraulichkeit bedeuten, vorzeitig auf den Tisch zu legen".
Die Familie sei mit der Bitte um Gespräche an ihn herangetreten, sagte Oettinger weiter. Jetzt prüften Fachleute die Zahlen. Der Konzern macht mit etwa 100.000 Mitarbeitern jährlich insgesamt rund 30 Milliarden Euro Umsatz. Das "Handelsblatt" bezifferte seine Schulden auf mehr als 16 Milliarden Euro.
Merckles Sohn Ludwig sagte der "Südwest Presse", dass die Familie mit 40 Banken verhandle. Vorerst habe die Familie einen Überbrückungskredit im Blick. Erst danach werde man sich Gedanken machen, wie die Schulden verringert werden könnten. Das sei ein offener Prozess. In den vergangenen Tagen hatten Gerüchte um einen Verkauf von Ratiopharm die Runde gemacht. Zu den aktuellen Verlusten an der Börse komme außerdem die angespannte Situation des Baustoffherstellers HeidelbergerCement , sagte Ludwig Merckle, Geschäftsführer der Merckle-Dachgesellschaft VEM Vermögensverwaltung, der Zeitung weiter.
sam/dpa-AFX/AP