Klammer Unternehmer Pharma-Mogul Merckle verhandelt über Staatsbürgschaft
Frankfurt am Main - Die Geldnöte sind ernst, deshalb versucht er alles: Der Blaubeurer Unternehmer Adolf Merckle hat offenbar beim baden-württembergischen Wirtschaftsministerium die Möglichkeit sondiert, eine Bürgschaft zu erhalten. Das berichtet die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" unter Berufung auf Kreise der Landesregierung. Ein erstes Gespräch zwischen politischen Vertretern und Banken habe an diesem Montag stattgefunden. Das Wirtschaftsministerium gab keine Stellungnahme zu dem Bericht ab.
Dem Zeitungsbericht zufolge lässt das Vorgehen den Schluss zu, dass Probleme, die durch Spekulationen Merckles mit VW-Optionen entstanden, längst nicht mehr auf das Privatvermögen der Familie Merckle beschränkt seien, die bisher zu den reichsten Familien Deutschlands zählte.
Der 74 Jahre alte Adolf Merckle verfügt über ein weit verzweigtes Firmenimperium, zu dem auch der Ulmer Arzneimittelhersteller Ratiopharm gehört. Er soll bei den Spekulationen mehr als eine Milliarde Euro verloren haben. Dabei soll er mit Optionsgeschäften auf fallende VW-Kurse gesetzt haben. Nun verhandle er mit Banken über einen Überbrückungskredit, berichtete die Zeitung weiter. Die Banken wiederum wollten aber offenbar ihr Engagement durch eine Landesbürgschaft gesichert sehen.
Ob und bei welcher der Merckle-Firmen es zu existentiellen Problemen kommen könnte, blieb zunächst unklar. Die grundsätzliche Lösung seiner finanziellen Schwierigkeiten sieht Merckle dem Bericht zufolge offenbar im Verkauf des Generika-Herstellers Ratiopharm.
Im Wirtschaftsministerium hieß es, zu Bürgschaftsanträgen werde grundsätzlich keine Stellung bezogen, weil "die Rechte Dritter" betroffen seien. Fest steht, dass in der Regel bei allen Bürgschaftsanfragen das Ministerium informiert wird. Bei Bürgschaften ab fünf Millionen Euro muss außerdem der Wirtschaftsausschuss des Landtags eingeschaltet werden, wie ein Ministeriumssprecher auf Anfrage mitteilte.
sam/ddp