Klimakiller-Ranking Deutschland hat die meisten Dreckschleudern in Europa

Sechs der zehn klimaschädlichsten Kohlekraftwerke in Europa stehen in Deutschland - obwohl die deutschen Energieunternehmen immer wieder betonen, wie modern ihre Kraftwerke sind. Es geht allerdings noch schlimmer: Negativ-Spitzenreiter ist ein griechisches Kraftwerk.

Berlin - Von den zehn deutschen Kraftwerken gehören laut WWF vier zum Energiekonzern RWE: Niederaußem (Rang 3), Frimmersdorf (Rang 5), Weisweiler (Rang 6) und Neurath (Rang 7). Zwei weitere, Jänschwalde (Rang 4) und Boxberg (Rang 10), würden von Vattenfall betrieben, heißt es in der heute vorgestellten Studie der Umweltstiftung "World Wildlife Fund".

Kraftwerk in Niederaussem: Negativ-Spitzenreiter in Deutschland

Kraftwerk in Niederaussem: Negativ-Spitzenreiter in Deutschland

Foto: REUTERS

"Die neuen Daten unterstreichen, dass EU-Umweltkommissar Stavros Dimas mit seiner Kritik an Deutschlands Energiepolitik absolut richtig liegt", sagte Regine Günther, Leiterin des Bereichs Klimapolitik beim WWF Deutschland. Dimas hatte Deutschland vor dem Bau neuer Kohlekraftwerke gewarnt.

Insgesamt hatte das Öko-Institut die 30 Kraftwerke mit dem größten Kohlendioxidausstoß der EU ermittelt. Der WWF ordnete sie dann nach ihrer Effizienz. Davon stehen jeweils zehn in Deutschland und Großbritannien, vier in Polen, zwei in Griechenland und je eins in Spanien, Tschechien, Portugal und Italien. Die Analyse basiert laut WWF auf Emissionsdaten von 2006, die im Rahmen des Emissionshandels erhoben wurden.

Negativ-Spitzenreiter in Europa ist in der Liste das Kraftwerk Agios Dimitrios in Griechenland: Pro Kilowattstunde erzeugtem Strom blase es rund 1,35 Kilogramm Kohlendioxid (CO2) in die Luft. Es ist im Vergleich zu den deutschen Kraftwerken jedoch relativ klein.

"Subventionen für Kohle streichen"

Die Bundesregierung solle Privilegien und Subventionen für die Kohle streichen, forderte der WWF. Wenn Deutschland bei der anstehenden Modernisierung des Kraftwerkparks erneut auf Kohle setze, zementiere es über Jahrzehnte einen zu hohen CO2-Ausstoß. Zudem forderte der WWF, die Verschmutzungsrechte beim Emissionshandel künftig zu versteigern. Laut Analyse gingen im vergangenen Jahr 393 Millionen Tonnen Kohlendioxid auf das Konto der "Dreckigen Dreißig", das entspreche zehn Prozent der gesamten CO2-Emissionen in der EU.

Vattenfall wies darauf hin, dass Kohle für Jahrzehnte für eine gesicherte Energieversorgung unverzichtbar ist. Nach eigenen Angaben betreibt das Unternehmen schon jetzt den modernsten Braunkohlekraftwerkspark der Welt. Dessen Wirkungsgrade liegen durchschnittlich ein Drittel über dem weltweiten Standard, teilte das in Berlin ansässige Unternehmen mit. Für die Zukunft wolle man neue technische Lösungen finden und entwickle mit Hochdruck die Technik für eine Verstromung von Braunkohle ohne die Abgabe von Kohlendioxid in die Luft. Sobald die Voraussetzungen dafür gegeben sind, werde Vattenfall die Kohlekraftwerke mit dieser Technik nachrüsten.

sam/dpa

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