DWS, UBS, Fidelity Milliardenschwere Finanzhäuser versprechen klimaneutrale Geschäfte

Orsted-Windpark vor Großbritannien: Der dänische Stromversorger setzt stark auf erneuerbare Energien
Foto: Phil Noble / REUTERSDie Deutsche-Bank-Tochter DWS verpflichtet sich, das gesamte von ihr verwaltete Vermögen von zurzeit mehr als 700 Milliarden Euro bis spätestens 2050 klimaneutral anzulegen. Nach SPIEGEL-Informationen beteiligt sich die Frankfurter Fondsgesellschaft an der neuen »Net Zero Asset Managers«-Initiative, die an diesem Freitag starten soll.
30 Großinvestoren, unter ihnen die Vermögensverwaltungshäuser der Schweizer Großbank UBS und des französischen Versicherungskonzerns AXA sowie Fondsriesen wie Fidelity International, Schroders und Wellington wollen sich gemeinsam auf das »Netto Null«-Ziel festlegen. Das heißt: Die Unternehmen in ihren Portfolios dürfen insgesamt nicht mehr Treibhausgase emittieren, als sie der Atmosphäre entziehen. Zusammen verwalten die 30 Teilnehmer der Initiative mehr als 9000 Milliarden Dollar.
»Die Bekämpfung des Klimawandels ist unumstößliche Notwendigkeit. Wer sich ihr widersetzt, wird verlieren«, sagte DWS-Chef Asoka Wöhrmann auf Anfrage des SPIEGEL. »Als treuhänderisch tätiger Vermögensverwalter ist es unser Auftrag, den Weg zu einer CO2-freien Wirtschaft zu ebnen.«
Globale Energiewende als Geschäftschance
Mit der Initiative reagieren die Finanzkonzerne auf die fortschreitende Klimakrise – die ihre eigenen Geschäftsmodelle bedroht. So könnten sich Beteiligungen an Öl- oder Kohlemultis abrupt entwerten, sollten deren Förderprojekte wegen ihrer Klimaschädlichkeit gestoppt werden. Versicherungen befürchten, dass sie immer höhere Schadenszahlungen für Naturkatastrophen leisten müssen.
Asoka Wöhrmann, DWS-Chef
Zugleich tun sich bei einer globalen Transformation hin zu einer emissionsarmen Weltwirtschaft viele renditeträchtige Investment-Chancen auf. Zurzeit etwa haussieren die Aktien europäischer Stromversorger, die in großem Stil auf erneuerbare Energien setzen und damit hohe Renditen erwirtschaften.
Schon vergangenes Jahr hatten zwölf der weltgrößten Versicherer und Pensionsfonds, darunter die Münchner Allianz, eine ähnliche Plattform gegründet. Solche Bündnisse bringen Unternehmen unter Druck, die auf das Kapital der Großinvestoren angewiesen sind, ihr Geschäftsmodell nachhaltiger zu gestalten.
Zweifel am Nachhaltigkeitsversprechen
Genau darauf wollen nun auch die 30 Unterzeichner der neuen Initiative hinwirken. »Wir werden uns im Namen unserer Anlagekunden einsetzen, damit Unternehmen Nachhaltigkeit endlich ernst nehmen«, versprach DWS-Chef Wöhrmann. »Und wenn Unternehmen, die Aufholbedarf haben, keinen spürbaren Fortschritt schaffen, werden wir sie aus unserem Investmentuniversum ausschließen.«
Allerdings hapert es bei einigen Finanzkonzernen im aktuellen Geschäftsbetrieb noch an der viel beschworenen Nachhaltigkeit. So wurde gerade bekannt, dass die DWS-Mutter Deutsche Bank ebenso wie die Allianz die Betreiber einiger der klimaschädlichsten Öl-, Kohle- und Gasprojekte der Welt unterstützen: mit Darlehen und Investments in Milliardenhöhe.
Damit die »Net Zero Asset Managers« ihr Langzeit-Gelübde für 2050 auch wirklich in die Tat umsetzen, verpflichten sich die Teilnehmer der Initiative dazu, sich selbst Zwischenziele zu setzen. Die für 2030 etwa sollen sich an einem Szenario des Weltklimarats orientieren. Es sieht eine Verringerung des CO2-Ausstoßes um 50 Prozent vor, um die globale Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen.
Die Zwischenziele der Großinvestoren sollen alle fünf Jahre überprüft werden – mit dem Ziel, dass spätestens 2050 alle Unternehmen in ihren Portfolios klimaneutral sind.
»Dass 30 der weltweit führenden Vermögensverwalter sich auf das Netto-Null-Ziel bis 2050 verpflichten, kann die Balance kippen: hin zur globalen Transition der Wirtschaft zur Klimaneutralität«, sagt Stephanie Pfeifer, Chefin der Londoner Institutional Investors Group on Climate Change, welche die Initiative koordiniert. »Das ist Action, das sind nicht nur Worte.« Dies müssen die DWS und ihre Mitstreiter jetzt beweisen. Mit Taten.