Kölner Bahn-Unfall Staatsanwaltschaft ermittelt wegen ICE-Unglück
Düsseldorf - Der Bahn droht wegen des in Köln entgleisten ICE 518 ein juristisches Nachspiel. Die Kölner Staatsanwaltschaft hat am Freitagmorgen Ermittlungen wegen des Verdachts auf Gefährdung des Bahnverkehrs gegen Unbekannt aufgenommen. Ein Sprecher der Kölner Behörde bestätigte dem SPIEGEL, dass in diesem Zusammenhang gegen noch unbekannte Mitarbeiter des Konzerns ermittelt werde.
Der Hochgeschwindigkeitszug aus der neuesten, dritten Generation war am Mittwoch kurz nach Verlassen des Kölner Bahnhofs aus den Gleisen gesprungen - aus bisher ungeklärten Gründen, nach Bahn-Angaben mit einer defekten Radsatzwelle (mehr auf SPIEGEL WISSEN...) . Der ICE blockierte über Stunden den gesamten Zugverkehr. An diesem Freitag dann rief die Bahn baugleiche Züge in die Werkstätten zur Untersuchung zurück und strich rund 90 Verbindungen.
Die Staatsanwaltschaft hat nun Hinweise, dass Räder oder Achsen des Zuges schon deutlich vor dem Zwischenfall in Köln beschädigt gewesen sein sollen - womöglich sogar schon bei Verlassen des Bahnhofes am Frankfurter Flughafen. Passagiere sollen Zugbegleiter mehrfach auf verdächtige Geräusche hingewiesen haben.
Möglicherweise, so die Vermutung der Staatsanwaltschaft, fuhr der Zug mit Rad- oder Achsendefekt auf der Hochgeschwindigkeitsstrecke nach Köln, auf der regulär Geschwindigkeiten von bis zu 300 Kilometer pro Stunde erreicht werden. Die Kölner Ermittler haben einen Gutachter mit der Untersuchung des verunglückten Zuges beauftragt.
Siemens beteiligt sich an den Untersuchungen
Die Bahn wollte auf Anfrage keine Stellung zu dem Vorgang nehmen. Vorstand Karl-Friedrich Rausch hatte an diesem Freitagmorgen zu der Rückrufaktion für die ICE-Züge gesagt, durch die "jetzt stattfindenden Zusatzuntersuchungen gehen wir auf Nummer sicher". Die Sicherheit der Fahrgäste habe "oberste Priorität". Er bat die Bahn-Kunden um Verständnis für "einzelne Zugausfälle und Komforteinschränkungen".
Experten des Eisenbahnbundesamtes und der Bundespolizei zur Ursachensuche sind eingeschaltet. Die 250 Fahrgäste waren bei dem Unfall in Köln unverletzt geblieben. Sie konnten über den Bahnsteig aussteigen, weil der Zug nur wenige Meter in Richtung Dortmund weitergefahren war.
Auch der ICE-Hersteller Siemens beteiligt sich an der Ursachenforschung. "Selbstverständlich befinden wir uns mit Siemens als Hersteller in intensiven Gesprächen", sagte eine Bahn-Sprecherin am Freitag der Finanznachrichtenagentur dpa-AFX. Für Fragen nach der Haftung sei es aber noch zu früh. "An solchen Spekulationen beteiligen wir uns nicht. Wir wollen zuerst den Fehler finden." Eine Siemens-Sprecherin lehnte einen Kommentar ab und verwies an das Staatsunternehmen.