Kosten für US-Truppen Bundesrepublik zahlte fast eine Milliarde Euro in zehn Jahren

Deutschland lässt sich die Truppenpräsenz der USA jährlich im Durchschnitt mehr als 100 Millionen Euro kosten. Klingt erst einmal viel - ist aber nur ein Bruchteil der Kosten, die tatsächlich anfallen.
Amerikanische Soldaten auf der US-Luftwaffenbasis in Wiesbaden: Drehscheibe für die ganze Welt

Amerikanische Soldaten auf der US-Luftwaffenbasis in Wiesbaden: Drehscheibe für die ganze Welt

Foto: Frank May/ dpa

Die Bundesregierung hat in den vergangenen zehn Jahren fast eine Milliarde Euro für die Stationierung von US-Truppen in Deutschland gezahlt. Mit 648,5 Millionen Euro entfielen etwa zwei Drittel davon auf Zuschüsse für Baumaßnahmen und 333,9 Millionen auf sogenannte Verteidigungsfolgekosten. Dazu zählen vor allem Beihilfezahlungen an ehemalige Beschäftigte der US-Streitkräfte, die Behebung von durch US-Soldaten verursachte Schäden und die Erstattung von US-Investitionen an ehemaligen Truppenstandorten. Das geht aus einer Antwort des Finanzministeriums auf eine Anfrage der Linken-Bundestagsabgeordneten Brigitte Freihold hervor.

Der Blick allein auf die deutschen Ausgaben würde allerdings ein recht einseitiges Bild der Gesamtsituation zeichnen. Denn gleichzeitig bezahlen die USA für die Truppenstationierung allerdings ein Vielfaches von dem, was Deutschland dafür aufbringt. In vielen Regionen bilden die großen Stützpunkte den zentralen Wirtschaftsfaktor.

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Das US-Verteidigungsministerium schätzt die Aufwendungen allein für 2020 in einem Budgetpapier aus dem vergangenen Jahr auf umgerechnet rund 7,234 Milliarden Euro. Das ist 61-mal so viel wie die 132,4 Millionen Euro, die Deutschland im vergangenen Jahr gezahlt hat.

Kein anderer Truppenstandort weltweit kommt den amerikanischen Steuerzahlern teurer zu stehen. Allerdings profitieren auch die US-Truppen in den anderen europäischen Ländern und weit darüber hinaus von den Stützpunkten in Deutschland. Über Ramstein in Rheinland-Pfalz läuft die Versorgung der US-Einsätze im Irak oder in Afghanistan, im benachbarten Landstuhl steht das größte US-Militärkrankenhaus außerhalb der USA, in Stuttgart befinden sich die Kommandozentralen für die US-Streitkräfte in Europa und in Afrika, Wiesbaden beherbergt die Zentrale der US-Army in Europa und im bayerischen Grafenwöhr gibt es einen der größten Truppenübungsplätze Europas.

Insgesamt sind knapp 35.000 US-Soldaten in Deutschland. US-Präsident Donald Trump hat angekündigt, 9500 davon abziehen zu wollen. Er begründete den Schritt damit, dass Deutschland zu wenig für Verteidigung ausgebe. Zwar hat die Bundesregierung den Verteidigungsetat deutlich angehoben, verfehlt das Nato-Ziel von zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts mit 1,38 Prozent aber immer noch deutlich. Zum Vergleich: Die USA zahlen 3,4 Prozent. "Deutschland ist seit Jahren säumig und schuldet der Nato Milliarden Dollar, und das müssen sie bezahlen", sagte Trump bei der Ankündigung des Truppenabzugs.

Er verwies zudem darauf, dass die Stationierung der US-Truppen in Deutschland "gewaltige Kosten" für die USA verursache, während Deutschland wirtschaftlich von den US-Truppen profitiere. "Das sind gut bezahlte Soldaten. Sie leben in Deutschland. Sie geben viel von ihrem Geld in Deutschland aus."

Die wirtschaftlichen Effekte sind tatsächlich erheblich. Beispiel Rheinland-Pfalz: Dort ist mehr als die Hälfte der US-Soldaten in Deutschland stationiert. Zu den etwa 18.500 Militärs kommen 12.000 US-Zivilbeschäftigte und 25.000 Familienangehörige. Außerdem werden 7200 deutsche Zivilangestellte von den US-Streitkräften bezahlt.

Die aktuellste Studie zu den wirtschaftlichen Auswirkungen ist zwar sechs Jahre alt, wird aber bis heute in der Region als Gradmesser genommen. Damals ging man davon aus, dass durch die Truppenpräsenz eine Wirtschaftskraft von 2,347 Milliarden US-Dollar generiert wird: 1,123 Milliarden an Löhnen und Gehältern, die in der Region verbleiben, 400 Millionen, die für Baumaßnahmen, Dienstleistungen, Material, Beschaffungen und Ausrüstung ausgegeben werden und 824 Millionen US-Dollar, die durch indirekt geschaffene Arbeitsplätze an Wertschöpfung in die Region fließen.

Trump gönnt Deutschland diese Einnahmen ganz offensichtlich nicht. Er hat seine Pläne unverhohlen als Strafaktion verkauft, die wieder rückgängig gemacht werden könnte, wenn Deutschland mehr für Verteidigung zahlt. "Bis sie (die Deutschen) bezahlen, ziehen wir unsere Soldaten ab, einen Teil unserer Soldaten."

mik/dpa
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