Kostenexplosion Transrapid vor dem Aus - Krisensitzung in Berlin
München - Schnell, schneller, am Teuersten: Der Bau der Transrapid-Strecke in München würde offenbar weitaus kostspieliger als bislang angenommen. Die "Süddeutsche Zeitung" berichtet, dass die beteiligten Firmen inzwischen mit über drei Milliarden Euro Kosten für das Prestige-Projekt der bayerischen Landesregierung rechnen - damit wäre der Bau über ein Drittel teurer als ursprünglich kalkuliert.
Der Transrapid soll ab 2014 den Münchner Hauptbahnhof mit dem 37 Kilometer entfernten Flughafen in zehn Minuten Fahrtzeit verbinden und die S-Bahn ablösen, die für die Strecke rund 40 Minuten braucht.
Bisher waren nach einer Machbarkeitsstudie aus dem Jahre 2002 Kosten von 1,85 Milliarden Euro für die Strecke zwischen der Münchener Innenstadt und dem Flughafen im Erdinger Moos veranschlagt worden. Dieser Betrag wird nach jüngsten Berechnungen der beteiligten Unternehmen aber offenbar in einem erheblichen Maß überschritten. Zu dem Konsortium unter Führung von Hochtief gehören auch Siemens und ThyssenKrupp .
Ursprünglich wollte die Industrie ihre neuen Berechnungen erst Ende April vorlegen. Dem Vernehmen nach zeichne sich aber bereits jetzt ab, dass der bisherige Kostenplan nicht einzuhalten sei, schreibt die Zeitung. Sollten die am Transrapid beteiligten Unternehmen nicht bereit sein, für die höheren Kosten aufzukommen, drohe ein endgültiges Scheitern des Projekts, berichtet die "SZ". Die Nachrichtenagentur AP meldet, der Transrapid werde mit großer Wahrscheinlichkeit nicht gebaut. Das habe man aus zuverlässiger Quelle in Berlin erfahren. Am Vormittag finde eine Krisensitzung in Berlin statt, an der unter anderem der bayerische Ministerpräsident Günther Beckstein (CSU), Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) und führende Vertreter der Industrie teilnehmen. Insider gehen der Agentur zufolge davon aus, dass nach der Sitzung erklärt wird, dass der Bau unter diesen Umständen nicht zu realisieren ist. Schon die Finanzierung der 1,85 Milliarden Euro wären nur unter größten Anstrengungen aller Beteiligten zu realisieren gewesen.
Um die Kosten des Transrapids hatte es immer wieder Gerangel gegeben: Der Bund hatte sich zuletzt bereit erklärt, die Hälfte der Baukosten zu übernehmen, maximal aber 925 Millionen Euro. Das Land Bayern hatte seine Beteiligung auf 500 Millionen Euro begrenzt. Ende vergangenen Jahres musste die Bahn der Betreibergesellschaft des Transrapids bereits etliche Millionen vorstrecken, weil diese wegen erheblicher Finanzierungslücken vor der Insolvenz stand.
ase/amz/AP/ddp