Kreditkrise
US-Bank Lehman Brothers braucht weitere Milliarden
Die Kreditkrise macht der Wall Street immer noch zu schaffen: Laut einem Pressebericht hat die US-Investmentbank Lehman Brothers im zweiten Quartal rote Zahlen geschrieben, jetzt plant das Institut offenbar erneut eine Kapitalerhöhung von bis zu vier Milliarden Dollar. Die Börse reagiert nervös.
New York - Die weltweite Kreditkrise schien schon fast vorbei. Diese Hoffnung nährte zumindest die Deutsche-Bank-Tochter DWS: An den Aktienmärkten, teilte das Unternehmen kürzlich mit, gehe es nun wieder aufwärts. Doch in den USA sorgen jetzt schlechte Nachrichten erneut für Unruhe: An der Wall Street, wird klar, ist noch längst nicht alles überstanden.
Laut einem Pressebericht hat die US-Investmentbank Lehman Brothers im zweiten Quartal rote Zahlen geschrieben. Nun will sie sich erneut frisches Kapital besorgen. Das schreibt das "Wall Street Journal" unter Berufung auf Insider. Die genaue Höhe der geplanten Kapitalerhöhung sei unbekannt, Wall-Street-Experten und Analysten rechneten aber mit drei bis vier Milliarden Dollar. Lehman werde die geplante Maßnahme voraussichtlich zusammen mit seinen Quartalsergebnissen in der Woche ab dem 16. Juni bekannt geben.
Die Belastungen aus der Krise könnten sich im zweiten Quartal auf mehr als zwei Milliarden Dollar belaufen, zitiert die Zeitung ihre Informanten. Hinzu kämen Kosten durch den angekündigten Stellenabbau. Das Minus im zweiten Quartal könnte die 300 Millionen Euro, die derzeit von Analysten erwartet werden, noch übersteigen.
Die Probleme von Lehman Brothers drückten auch die Börse in Deutschland ins Minus. Der Dax verlor am Dienstagmorgen rund 0,5 Prozent. "In New York und Tokio waren die Finanzwerte die großen Verlierer, das dürfte sich auch bei uns widerspiegeln", sagte ein Händler. Auf die Stimmung drückte unter anderem der "Wall Street Journal"-Bericht über Lehman Brothers. Zu den größten Dax-Verlierern gehörten die Aktien von Deutscher Bank und Commerzbank, die 0,6 beziehungsweise 0,7 Prozent abgaben. Die Papiere der Deutschen Börse verloren 1,8 Prozent.
Dass die internationale Finanzmarktkrise noch nicht ausgestanden ist, betonte auch der Vizepräsident der Deutschen Bundesbank, Franz-Christoph Zeitler. Es gebe zwar "Licht am Tunnelrand", sagte Zeitler laut Redetext in Frankfurt. "Das Bild trifft aber auch in anderer Hinsicht zu: Wir sind noch im Tunnel." Der Weg hinaus werde noch einige Zeit dauern und von Phasen schlechter Nachrichten unterbrochen sein.
Zeitler bezeichnete es als gefährliche Illusion, würde man unter Berufung auf einige Signale der Zuversicht zur Tagesordnung übergehen. So zeige die Lage auf dem Geldmarkt, dass das Vertrauen in die Liquidität der Märkte nach wie vor nicht gefestigt sei. Auch der eigentliche Auslöser der Krise, die Problemsektoren auf dem US-Immobilienmarkt, hätten "noch keinen Boden gefunden".