Kriminelle Karriere Der Bandit, der Smith & Wesson führte

James J. Minder, bis vor kurzem Aufsichtsratschef der Revolverschmiede Smith & Wesson, hatte etwas mehr Erfahrung mit Waffen, als dem Konzern lieb sein konnte. Wie jetzt bekannt wurde, saß er 15 Jahre im Gefängnis - wegen bewaffneter Überfälle.

Detroit/Springfield - Seine Markenzeichen waren ein weißes Halstuch, ein Trenchcoat und eine Sonnenbrille. Seine liebste Tatwaffe ein Gewehr mit abgesägtem Lauf. Bei Tag tarnte er sich als Student der Journalistik an der Universität Michigan - abends und nachts überfiel er in seinem typischen Outfit Geschäfte in Detroit. Serienweise.

"Student bei Tag, Bandit bei Nacht" hieß denn auch ein Enthüllungsartikel in der Lokalpresse der US-Großstadt, der nun die kriminelle Vergangenheit ans Licht brachte, die James Joseph Minder Jahrzehnte lang verborgen hatte. 74 Jahre alt ist er mittlerweile - und saß seit 2001 im Aufsichtsrat des Pistolenherstellers Smith & Wesson, zuletzt als Vorsitzender. In dieser Woche ist er von seinem Amt zurückgetreten.

"Partner der Gesetzeshüter"

Minder war es tatsächlich gelungen, seine Vorstrafen vor Smith & Wesson zu verheimlichen. "Niemand hat gefragt", sagte er einer amerikanischen Zeitung. Unangenehm sind die Enthüllungen für die Firma allemal. Smith & Wesson bemüht sich seit jeher um gute Verbindungen zur Polizei. "Partner der Gesetzeshüter seit dem 19. Jahrhundert" heißt ein Slogan des Unternehmens. Das wohl bekannteste Produkt ist die Magnum - "Dirty Harry" Clint Eastwood hat sie in seinen Actionfilmen mit Vorliebe benutzt.

Seine erste bekannte Straftat beging Minder im Jahr 1951. Damals überfiel er ein Geschäft in der Gegend von Detroit und wurde prompt festgenommen. Eine kurze Gefängnisstrafe folgte. 1954 wurde er rückfällig, raubte eine Bank aus, erbeutete 54.000 Dollar - und wanderte zum zweiten Mal ins Gefängnis.

Erst Knacki, dann Unternehmensberater

Richtig professionell ging Minder ab 1959 ans Werk. Acht Geschäfte überfiel er, außerdem eine weitere Bank. Im Dezember jenes Jahres aber fiel er abermals der Polizei in die Hände - nach einer langen Verfolgungsjagd durch Detroit. 1962 versuchte er, aus dem Gefängnis zu entkommen, wurde geschnappt, seine Haftzeit wurde noch einmal verlängert.

Seit 1969 war Minder allem Anschein nach ein völlig veränderter Mensch. Aus dem Gefängnis entlassen, leitete er 20 Jahre eine Stiftung, die sich für benachteiligte und behinderte Jugendliche engagierte. Von seiner neuen Heimat Arizona aus führte er eine Unternehmensberatung, wurde schließlich Aufsichtsrat bei der Firma Saf-T-Hammer. Die wurde schließlich von Smith & Wesson aufgekauft. Den Chefposten im Aufsichtsrat hatte Minder erst im vergangenen Monat übernommen. Vor seinem Rücktritt hatte er noch gesagt, er sei ein Musterbeispiel für eine geglückte Rehabilitierung.

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