Kriselnder Telekomausrüster Nortel beantragt Insolvenz

Der größte nordamerikanische Telekomausrüster steht vor der Pleite. Nach dem Scheitern bisheriger Sanierungspläne stellte Nortel überraschend Insolvenzantrag mit Gläubigerschutz. Die Aktie stürzte um 80 Prozent ab.

New York - Seit Jahren kämpft Nortel mit großen Schwierigkeiten. Tausende Stellen hat der Konzern bereits gestrichen, dazu unprofitable Bereiche geschlossen oder verkauft. Trotzdem drückt ein milliardenschwerer Schuldenberg. Die weltweite wirtschaftliche Talfahrt habe die Lage nun weiter verschärft, teilte der kanadische Konzern mit. Der Konzern hat nach eigenen Angaben nur noch flüssige Mittel im Wert von 2,4 Milliarden Dollar.

Nach dem Scheitern bisheriger Sanierungspläne stellte Nortel deshalb Insolvenzantrag mit Gläubigerschutz. Auch in Europa sei für einige Töchter ein ähnlicher Schritt geplant, kündigte Nortel Networks am Mittwoch an. "Das ist ein schwarzer Tag für Kanada", kommentierte ein kanadischer Insider. "Wir haben eines unserer vier Flaggschiffe verloren."

Der Antrag soll den Weiterbetrieb des Geschäfts und die Sanierung ermöglichen. Eine Insolvenz mit Gläubigerschutz nach US-Recht (Chapter 11, mehr bei SPIEGEL Wissen... ) eröffnet notleidenden Unternehmen die Chance zur Rettung. Sie können unter bestimmten Auflagen versuchen, neue Kreditkonditionen auszuhandeln und sich frisches Kapital zu verschaffen. Die kanadische Regierung bekundete umgehend Unterstützung für das Vorhaben und stellte Finanzhilfen zur Verfügung. Nortel war mit 90.000 Mitarbeitern einst Kanadas größter Konzern.

Für eingefleischte Nortel-Aktionäre setzt sich damit ein nahezu beispielloser Alptraum fort: Die Aktien verloren am Mittwoch weitere 80 Prozent auf nur noch 0,08 kanadische Dollar. Vor einigen Jahren lag der Kurs noch bei 1100 kanadischen Dollar, vor Jahresfrist immerhin noch bei 20 Dollar.

Der Kurs der Nortel-Aktie war zuletzt auf wenige Cent abgestürzt - der Absturz war so heftig, dass die New Yorker Börse dem Konzern mit dem Ausschluss drohte. Wegen des Insolvenzantrags wurde die Aktie am Mittwoch vom Handel ausgesetzt, nachdem sie vorbörslich bereits eingebrochen war.

ssu/dpa/Reuters

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