FINANZINVESTOREN Küchencrew nervt Heuschrecken
Der spektakuläre Streik von mehreren hundert Boden- und Catering-Angestellten am Londoner Flughafen Heathrow, von dem bis Freitag vergangener Woche über 500 Flüge und mehr als 100 000 Passagiere im In- und Ausland betroffen waren, dürfte die politische Diskussion um unerwünschte Beteiligungsfirmen ("Heuschrecken") auch hierzulande weiter anheizen. Hauptverursacher des erbitterten Konflikts ist ein Unternehmen, das wegen seines rüden Umgangs mit Arbeitnehmern in Deutschland schon länger unter heftiger Kritik steht: der US-Konzern Texas Pacific Group. Der milliardenschwere Finanzinvestor hatte sich erst kürzlich an der Büdelsdorfer Telekomfirma Mobilcom beteiligt und den westfälischen Badarmaturen-Hersteller Grohe erworben, wo er 943 Mitarbeitern kündigte. Ähnliche Pläne verfolgen die Amerikaner nun beim weltweit zweitgrößten Catering-Unternehmen Gate Gourmet, das sie Ende 2002 von der insolventen Swissair übernahmen. Um die hohen Zinsen für den größtenteils kreditfinanzierten Kauf zu erwirtschaften, sollen in den Gate-Gourmet-Küchen über 600 Mitarbeiter gehen oder neue Verträge zu deutlich niedrigeren Löhnen unterzeichnen. Doch die neuen Eigentümer unterschätzten offenbar die Solidarität der Bediensteten am wichtigen Drehkreuz in London. Nachdem die Entlassungen am Mittwoch vergangener Woche bekannt wurden, traten überraschend auch Gepäck- und Abfertigungsbedienstete in den Ausstand. Bis der Flugbetrieb wieder reibungslos läuft, dürften nach Einschätzung von Experten mehrere Tage vergehen.