Strukturwandel der Landwirtschaft Immer weniger Bauern beackern immer größere Flächen

Das Hofsterben in Deutschland geht weiter – wenn auch etwas langsamer als früher. Zugleich werden die verbleibenden Betriebe aber immer größer.
Die Felder und die Betriebe werden größer

Die Felder und die Betriebe werden größer

Foto: imago images/Westend61

Bauernhöfe in Deutschland sind so groß wie nie zuvor. Im Durchschnitt beackerte ein Betrieb zuletzt 63 Hektar Land, sieben Hektar mehr als noch vor zehn Jahren, teilt das Statistische Bundesamt mit. Die Zahl der Betriebe sei im selben Zeitraum um zwölf Prozent auf insgesamt 263.500 gesunken. Damit gehe der Strukturwandel in der Landwirtschaft weiter, verliere aber an Geschwindigkeit im Vergleich zu früheren Jahrzehnten.

Die landwirtschaftlich genutzte Fläche blieb mit einem nur leichten Minus von rund einem Prozent mit 16,6 Millionen Hektar oder knapp der Hälfte (46,5 Prozent) der gesamten Fläche der Bundesrepublik nahezu konstant.

Mehr Rinder in Laufställen, weniger Hennen in Käfigen

»Damit sind die Betriebe so groß wie nie«, erklärte Bundesamtsvizepräsident Christoph Unger. Die Zahl der Betriebe mit einer Fläche von mehr als 100 Hektar wuchs binnen zehn Jahren um etwa 4500 auf rund 38.100 Betriebe an. Nach Angaben der Statistiker bewirtschaften damit 14 Prozent aller Betriebe 62 Prozent der gesamten landwirtschaftlich genutzten Fläche in Deutschland.

Durchschnittlich 827 Schweine pro Betrieb

Diesen Trend zu größeren Betrieben gibt es auch in der Tierhaltung: Zwar sind die Tierbestände im Vergleich zu 2010 gesunken – jedoch nicht so stark wie die Zahl der tierhaltenden Betriebe. Das führt dazu, dass es etwa in der Schweinehaltung inzwischen im Schnitt 827 Schweine pro Betrieb gibt. 2010 waren es 459 Schweine.

Auch die Spezialisierung schreitet hierbei voran, vor allem in Betrieben mit Geflügel- und Schweinehaltung. So stehen in den rund 10.000 Betrieben, die ausschließlich Geflügel halten, 70 Prozent des gesamten Geflügelbestandes; in den rund 14.200 Betrieben, die ausschließlich Schweine halten, gibt es 72 Prozent des Gesamtbestandes.

Jeder zehnte Betrieb ist inzwischen öko

Jeder zehnte Betrieb hat nach der Befragung inzwischen auf ökologischen Landbau und Tierhaltung umgestellt, vor allem in Süddeutschland. Vor zehn Jahren waren es sechs Prozent. Sie bewirtschaften inzwischen knapp zehn Prozent der gesamten landwirtschaftlichen Fläche. Die Zahl der Ökobetriebe nahm gegenüber 2010 um fast 10.000 auf mehr als 26.000 zu – ein Plus von 60 Prozent.

Die Zahl der Betriebe mit ökologischer Tierhaltung wuchs um 43 Prozent auf rund 17.500. Das sind etwa zehn Prozent aller tierhaltenden Betriebe. Bei Rindern werden laut Bundesamt inzwischen acht Prozent des gesamten Bestandes ökologisch gehalten, beim Geflügel sind es fünf Prozent und bei den Schweinen knapp ein Prozent – also weniger als eins von hundert Tieren.

Das Statistische Bundesamt hatte Anfang 2020 rund 265.000 Landwirtinnen und Landwirte in Deutschland zum ersten Mal nach zehn Jahren wieder detailliert befragt. Nach den Daten wuchs die Zahl der Tiere je Betrieb weiter, die Ställe wurden moderner: Mehr Rinder werden in Laufställen gehalten, weniger Hennen in Käfigen.

Weniger Arbeitskräfte in der Landwirtschaft

Gesunken ist parallel zur abnehmenden Zahl der Höfe die Zahl der in der deutschen Landwirtschaft tätigen Arbeitskräfte. Insgesamt sind es knapp 937.000, davon neben 271.000 Saisonarbeitskräften und gut 229.000 ständig angestellten Arbeitskräften rund 436.000 »Familienarbeitskräfte in Einzelunternehmen«, wie das Statistische Bundesamt erklärte.

caw/AFP/dpa
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