Ankündigung des Handelsriesen Bald weniger Fleischprodukte bei Lidl – um die Umwelt zu schonen

Lidl will sein Sortiment umstellen, der Anteil tierischer Proteine soll sinken, erklärt der Chefeinkäufer: »Europa und die ganze Welt schauen auf uns als Land«, der Wandel im Handel sei »alternativlos«.
Lidl-Zentrale in Neckarsulm

Lidl-Zentrale in Neckarsulm

Foto: Christoph Schmidt / dpa

Erst vor drei Wochen hatte Lidl angekündigt, mehr Rücksicht auf die Gesundheit von Kindern nehmen zu wollen: Die Werbung für ungesunden Süßkram wolle man deutlich reduzieren. Nun folgt eine weitere Festlegung, mit der sich der Handelsriese von seinem Discounter-Image entfernen will.

Auf der »Grünen Woche« in Berlin sagte Christoph Graf, Chefeinkäufer für den deutschen Markt, dass Lidl den Anteil tierischer Produkte im Sortiment deutlich reduzieren wolle. Das berichtet die »Lebensmittelzeitung« . Demnach hält Graf diesen Schritt für »alternativlos«, weil »es keinen zweiten Planeten gibt«. Es sei wichtig, sich so zu ernähren, dass die Grenzen des Planeten berücksichtigt würden und die Ressourcen für zehn Milliarden Menschen reichten. Das könne nur gelingen, wenn der Fleischanteil am Konsum sinke.

Wichtig war es ihm, darauf hinzuweisen, dass er der Kundschaft keinen Lebensstil vorschreiben wolle. Vielmehr möchte er sie »motivieren«, unter anderem mit entsprechenden Themenwochen in den Supermärkten der Kette. Bereits in diesem Jahr soll die prozentuale Verteilung von tierischen und pflanzlichen Proteinen im Lidl-Sortiment im Nachhaltigkeitsbericht der Kette veröffentlicht werden, bis 2025 soll der pflanzliche Anteil »kontinuierlich erhöht« werden.

Dabei geht es Lidl nicht nur um verantwortungsvolleren Konsum, sondern auch um einen Imagegewinn: »Ich glaube, dass die jüngere Generation froh ist, wenn wir uns mit dem Thema beschäftigen«, zitiert die »Lebensmittelzeitung«. Zwar rechne er nicht mit einem sofortigen Umsatzsprung, aber so eine Ausrichtung biete ein »Differenzierungsmerkmal«: »Dann werden wir auch positiver wahrgenommen.«

Das Kerngeschäft allerdings werde Lidl weiterhin beherrschen müssen. Soll wohl heißen: Lidl will einerseits weiterhin ein Supermarkt für preissensible Kunden und Kundinnen bleiben und andererseits weiter Fleisch verkaufen.

Zieht die Konkurrenz mit?

Lidl wolle »etwas verändern«, sagte Graf weiter, der hofft, dass auch die Konkurrenz in diese Richtung mitzieht. »Wenn andere auf diesen Zug aufspringen, ist das leichter. Wenn wir allein sind, ist es manchmal kompliziert.« Die gesamte Einzelhandelsbranche in Deutschland stehe in der Pflicht, »weil Europa und auch die Welt auf uns als Land schauen«. Erzkonkurrent Aldi rühmt sich gern seines großen Bio-Sortiments, was allerdings Fleisch mit einschließt.

Christiane Huxdorff, Landwirtschaftsexpertin bei Greenpeace, begrüßt den Schritt hin: »Lidl hat die Zeichen der Zeit erkannt und übernimmt jetzt wirklich Verantwortung für die Produkte, die in ihren Läden verkauft werden.« Der Anbau pflanzlicher Lebensmittel sei viel klimaschonender, benötige weniger Agrarfläche und belaste die Umwelt weniger als die Erzeugung von Fleisch und Milch.

Huxdorff forderte bei der Gelegenheit unterstützende Schritte der Politik: »Würde Obst und Gemüse von der Mehrwertsteuer befreit, würde sich eine Ernährung mit weniger tierischen Lebensmittel auch im Geldbeutel positiv bemerkbar machen.«

mamk
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