Lieferengpässe Ifo-Institut rechnet mit gebremstem Wachstum

Die Kunden wollen kaufen – aber deutsche Unternehmen können oft nicht produzieren: Der Mangel an Teilen und Rohstoffen kostet die Wirtschaft laut Konjunkturforschern in diesem Jahr Wachstum.
Produktion im Presswerk von Porsche und Schuler in Halle/Saale: Nachfrage ist da, aber der deutschen Wirtschaft fehlen Teile

Produktion im Presswerk von Porsche und Schuler in Halle/Saale: Nachfrage ist da, aber der deutschen Wirtschaft fehlen Teile

Foto: Jan Woitas / dpa-Zentralbild

Ob Chips für Auto-Bordcomputer, Dämmstoffe für Baustellen oder Holz für Möbel: Zahlreichen deutschen Unternehmen fehlt es an wichtigen Vorprodukten, und die Zulieferer rund um die Welt kommen mit dem Nachschub nicht hinterher. In der Folge können die Unternehmen weniger verkaufen, als es die hohe Nachfrage der Kunden eigentlich möglich macht.

Die Lieferengpässe werden nach Einschätzung des Münchner Ifo-Instituts  die wirtschaftliche Erholung in Deutschland nach der Coronapandemie bremsen. Die Ökonomen erwarten für dieses Jahr noch ein Wachstum von 3,3 Prozent und damit 0,4 Prozentpunkte weniger als noch im März.

Dafür könnte es dann im kommenden Jahr wesentlich kräftiger aufwärtsgehen als ursprünglich gedacht. Für 2022 erhöhte das Ifo-Institut seine Wachstumsprognose um 1,1 Punkte auf 4,3 Prozent.

Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Coronakrise der deutschen Wirtschaft von 2020 bis 2022 Einbußen von 382 Milliarden Euro bringen wird. Grundlage ist die Annahme, dass die Wirtschaft ohne Krise im jährlichen Schnitt um 1,2 Prozent hätte wachsen können. 2020 war das Bruttoinlandsprodukt preisbereinigt um knapp fünf Prozent geschrumpft.

Ifo-Konjunkturexperte Timo Wollmershäuser und seine Kollegen gehen davon aus, dass sich die Lage auch auf dem Arbeitsmarkt zunehmend entspannt. Ende Mai waren geschätzt noch 2,3 Millionen Menschen in Kurzarbeit. Für das kommende Jahr rechnen die Ökonomen mit nur noch hunderttausend Kurzarbeitern und damit ebenso wenigen wie vor Beginn der Krise. Die Arbeitslosigkeit könnte demnach von 2,7 Millionen Ende 2020 auf 2,4 Millionen im kommenden Jahr zurückgehen.

Bürger und Unternehmen müssen sich der Ifo-Prognose zufolge auf eine im Vergleich zum Vorjahr spürbare Teuerung einstellen – die allerdings nur vorübergehend so hoch ausfallen soll. Für dieses Jahr erwartet das Institut eine Inflationsrate von 2,6 Prozent, bedingt vor allem durch höhere Energiepreise und die Wiederanhebung der Mehrwertsteuer. Im kommenden Jahr soll die Teuerungsrate dann wieder auf 1,9 Prozent sinken.

Lesen Sie hier Hintergründe zur Civey-Methodik.

Das Ifo-Institut rechnet zudem mit einem Außenhandelsboom. Die Exporte steigen demnach in diesem Jahr um 10,4 Prozent, die Importe sogar um 11,4 Prozent. Damit würde auch der im Ausland oft kritisierte Überschuss der deutschen Leistungsbilanz kleiner. Auch in den Folgejahren sollen die Importe stärker zulegen als die Exporte, wodurch der Außenhandelsüberschuss erstmals seit Langem wieder unter die Marke von sechs Prozent der Wirtschaftsleistung fallen würde, den die EU als Grenze für eine kritische Höhe festgelegt hat.

fdi/dpa
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren