Lieferengpässe in Großbritannien »Seit dem Brexit kommen wir gerade so über die Runden«

Stau in Dover
Foto: JUSTIN TALLIS / AFPDer Austritt Großbritanniens aus dem gemeinsamen Handelsraum mit der EU hat die erwartet großen Auswirkungen auf die Wirtschaft. Drei Viertel aller britischen Fabriken kämpfen einem Bericht des »Guardian« zufolge mit Verzögerungen im Frachtverkehr und daher rührenden Unterbrechungen von Lieferketten.
Demnach gaben in einer Umfrage 74 Prozent der Firmen an, sie hätten derzeit Probleme im Lieferverkehr. Die Umfrage hatte der Branchenverband Make UK befragt. Mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen meldete zudem einen deutlichen Anstieg der Kosten. Ein Drittel beklagte Umsatzverluste (hier geht's zum Bericht ).
Großbritannien hat die EU offiziell bereits Anfang 2020 verlassen. Zum Jahreswechsel endete nun auch eine Übergangsphase, in der das Vereinigte Königreich noch Teil der Zollunion gewesen war. An den Grenzen sind seitdem aufwendige Kontrollen notwendig, die für Verzögerungen sorgen. Die Pandemie verschärft die Schwierigkeiten, weil Lkw-Fahrer beim Grenzübertritt einen negativen Coronatest vorweisen müssen.
Helmhersteller fürchtet um die Existenz
Die britische Seite verzichtet allerdings an der Grenze bislang noch weitgehend auf groß angelegte Kontrollen von EU-Importen. Diese sollen eigentlich stufenweise bis Sommer eingeführt werden. Zuletzt hat der britische Hafenverband daran allerdings erhebliche Zweifel angemeldet – weil viele geplante Abfertigungsanlagen nicht rechtzeitig fertig würden.
Die britische Regierung weist Klagen der Wirtschaft über Probleme im EU-Warenverkehr regelmäßig zurück. Dem »Guardian« sagte ein Sprecher, die Frachtmengen zwischen Großbritannien und der EU lägen »auf normalem Niveau«. Es gebe auch keine »grundsätzlichen Störungen in den Häfen«.
Die betroffenen Unternehmer sehen das offenkundig anders. Catherine Bedford, Gründerin des bekannten Fahrradhelm-Produzenten Dashel sagte dem »Guardian«, die Lieferstörungen könnten sie ruinieren. »Wegen des Brexits sind wir nicht mehr profitabel, sondern kommen gerade so über die Runden«, sagte Bedford. »Wir können die Lieferzeiten nicht vorhersagen, da die Artikel am französischen Zoll, unserem Eingangspunkt nach Europa, aufgehalten werden. Es gibt einen massiven Rückstau und Sendungen werden trotz aktueller Papiere zurückgeschickt.«