Machtkampf bei TNK-BP Ölboss Dudley tritt zurück
London/Moskau - Der monatelange Machtkampf beim russisch- britischen Ölkonzern TNK-BP ist vorerst beendet. Die Anteilseigner - der britische Ölriese BP und das russische Milliardärskonsortium AAR - einigten sich auf eine neue Führungsstruktur, wie BP bekanntgab.
Der auf russischer Seite umstrittene Vorstandschef Robert Dudley wird noch vor Ende des Jahres sein Amt niederlegen. Beide Seiten einigten sich nun darauf, dass BP einen neuen Vorstandschef für TNK-BP vorschlagen wird. Dieser muss dann vom TNK-BP-Aufsichtsrat bestätigt werden.
Bereits Ende Juli hatte Dudley Russland aus Protest verlassen. Behörden hatten ihm das Leben schwergemacht: Mal stürmten Steuerfahnder seine Büros in Moskau, mal erschienen Mitarbeiter der Arbeitsaufsicht zur Inspektion. Einmal wütete gar der Geheimdienst FSB bei einer Hausdurchsuchung. Dazu musste der Manager um Visa und Arbeitserlaubnis für sich und mehr als hundert ausländische Mitarbeiter kämpfen. Berichten zufolge führt Dudley das Unternehmen von einem geheim gehaltenen Quartier in Europa aus.
Dudley ist nicht der erste TNK-BP-Manager, der zurücktritt. Anfang August hatte bereits TNK-BP-Finanzvorstand James Owen bekanntgegeben, seinen Posten Ende August abzugeben. "Die vorhandenen Gegensätze zwischen den Aktionären lassen mich meine Pflichten als Finanzdirektor nicht unparteiisch erfüllen", begründete Owen seine Entscheidung.
BP und AAR halten jeweils 50 Prozent an dem Konzern. Das russische Konsortium hatte seit Monaten versucht, Dudley abzusetzen. Sie werfen ihm vor, einseitig die BP-Interessen vertreten zu haben.
Im Aufsichtsrat sollen nun in Zukunft drei unabhängige Mitglieder sitzen. Außerdem gebe es die Option, 20 Prozent einer TNK-BP-Tochter an die Börse zu bringen, hieß es ohne nähere Details. Einem solchen Börsengang müssten allerdings erst die russischen Behörden zustimmen. Weitere Einzelheiten der Vereinbarung wollen beide Seiten in den kommenden Monaten klären.
Erst im August 2003 hatten sich mehrere russische Öloligarchen und der BP-Konzern in dem Joint Venture zusammengerauft - und damit ihren jahrelangen Kampf um Ölressourcen beendet. Hinter dem AAR-Konsortium der Russen stehen Michail Fridman und German Khan (Alfa-Gruppe), Leonid Blawatnik (Access Industries) und Wiktor Wekselberg (Renova).
Den Konflikt entschärfte die Teilhaberschaft aber nicht. So wollen die Russen, allen voran der polternde Milliardär Michail Fridman, mit TNK-BP jenseits des Stammmarktes aktiv werden. Das Unternehmen soll sich angeblich um ein Ölfeld in Iran bewerben. Dudley soll die Teilnahme an dieser Ausschreibung stets blockiert haben.
ssu/dpa-AFX/Reuters