Machtkampf Firmenjäger Icahn ergattert drei Sitze im Yahoo-Board

Einigung auf den letzten Metern: Web-Gigant Yahoo hat bei der Besetzung des Verwaltungsrates mit seinem Großaktionär Carl Icahn einen Kompromiss geschlossen. Icahn bekommt demnach drei Sitze, Jerry Yang kandidiert als Yahoo-Chef.

Sunnyvale - Bis zur Bekanntgabe des Kompromisses sah es so aus, als würde es auf der Hauptversammlung von Yahoo zum Eklat kommen. Mehrmals hatte der US-Milliardär Carl Icahn, der das Übernahmeangebot von Microsoft unterstützt, angekündigt, am 1. August eigene Kandidaten für das Direktorium des Web-Giganten vorzuschlagen und so Yahoo-Chef und Firmengründer Jerry Yang zu stürzen.

Auf der Versammlung sollten die Aktionäre über Icahns Vorschlag abstimmen - und es hätte sehr eng werden können: Mehrere Großaktionäre hatten angedeutet, nichts dagegen zu haben, dass Yang abgesetzt wird. Zu den Yang-Kritikern gehören John Paulson, Gründer des Hedgefonds Paulson & Co, der rund 3,6 Prozent der Yahoo-Aktien hält; Gordon Crawford, Portfolio-Manager der Investmentgesellschaft Capital Research (6,5 Prozent), und der texanische Ölmilliardär T. Boone Pickens (0,75 Prozent).

Nun haben sich Yahoo und Icahn doch noch vorab auf die Zusammensetzung des Boards geeinigt: In einem offenen Schreiben gaben beide Seiten ihren Kompromiss bekannt: Icahn bekommt einen Sitz im Yahoo-Verwaltungsrat, dazu zwei weitere Sitze für seine Vertreter. Dafür zieht er seine eigene Liste mit Gegenkandidaten zur Abwahl des kompletten Gremiums zurück.

Der Verwaltungsrat wird dem Schreiben zufolge auf elf Sitze vergrößert. Yahoo erhält die verbleibenden acht. Für diese stellen sich acht der derzeit neun Board-Mitglieder zur Wiederwahl, unter ihnen auch Jerry Yang. Einzig der Vorstand Robert Kotik scheidet aus.

Wie lange der Verhandlungsfrieden hält, ist allerdings unklar: Erst letzte Woche hatte Yang Icahn in einem offenen Schreiben an die Aktionäre unterstellt, nicht zu wissen, was gut für Yahoo sei. Der Investor habe nicht das Detailwissen, um eine große High-Tech-Firma auf einem sich schnell wandelnden Markt zu restrukturieren. Seine Ansprüche an Yahoo seien widersprüchlich: Erst habe er gefordert, Yahoo solle mit Google statt mit Microsoft zusammenarbeiten; kurz darauf habe er sich mit Microsoft verbündet.

Microsoft   hatte zuletzt mitgeteilt, wieder an Yahoo interessiert zu sein. Denkbar sei sowohl eine komplette Übernahme von Yahoo als auch der zuletzt diskutierte Teilkauf des Suchmaschinengeschäfts. Auch Microsoft macht Front gegen Yang: Ein Geschäft sei erst möglich, wenn Yahoo eine neue Führung bekomme, teilte der Software-Gigant mit. Mit Yang sei kein Deal möglich.

In dem Schreiben an die Aktionäre bekräftigte Yang seine grundsätzliche Bereitschaft, Yahoo an Microsoft zu verkaufen. Der Mindestpreis liege bei 33 Dollar je Aktie. Auch ein Verkauf des Kerngeschäfts Internet-Suche sei unter Umständen möglich .

Microsoft hatte Yahoo erstmals Ende Januar eine Übernahme angeboten. Die Yahoo-Spitze lehnte aber sowohl das zunächst 44,6 Milliarden Dollar schwere Angebot als auch spätere höhere Offerten als zu niedrig ab.

Yahoos Problemfelder

ssu/AP/dpa-AFX/Reuters

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