Moskau/London - TNK-BP-Chef Robert Dudley darf vorerst nicht mehr in Russland seinem Beruf nachgehen. Ein Gericht in Moskau untersagte ihm am gestrigen Donnerstag die Arbeit in dem Land für die nächsten zwei Jahre.
TNK-BP will nach Angaben eines Sprechers binnen zehn Tagen einen Appell an das Gericht verfassen, die Entscheidung zurück zu nehmen. Bis dies geschehen ist, werde Dudley seinen Job fortführen. Der TNK-BP-Chef selbst sagte der russischen Agentur Interfax, er sei über die Gerichtsentscheidung "enttäuscht aber nicht überrascht".
TNK-BP ist ein Gemeinschaftsunternehmen der britischen BP und eines russischen Konsortiums, hinter dem mehrere einflussreiche Oligarchen stehen. Seit Monaten tobt ein Machtkampf um die Kontrolle der Gesellschaft, die immerhin Russlands drittgrößter Ölkonzern ist. Die russische Seite hatte Dudley vorgeworfen, er würde ausschließlich die Interessen von BP verfolgen und seinen Rücktritt verlangt. Aus Protest verließ Dudley im Juli Russland und
führte die Geschäfte aus dem Ausland weiter. In Folge der Querelen hatte bereits TNK-BP-Finanzchef James Owen mitgeteilt,
Ende August zurücktreten zu wollen.
BP sicherte Dudley jetzt die volle Unterstützung zu. "Wir sind sehr enttäuscht über die Entscheidung", hieß es in einer Stellungnahme. Gegen das Votum des Gerichts soll nun Berufung eingelegt werden.
Auch auf politischer Ebene gibt es zwischen Russland und Großbritannien seit längerem Misstöne. Nach der Ermordung des früheren russischen Geheimdienstmitarbeiters Alexander Litwinenko im November 2006 in London hatte das Verhältnis beider Länder einen Tiefpunkt erreicht. London fordert von Moskau die Auslieferung des Mordverdächtigen Andrej Lugowoi. Russland wiederum verlangt die Überstellung des im Londoner Exil lebenden Kreml-Kritikers Boris Beresowski, gegen den in Moskau mehrere Strafverfahren anhängig sind. Zudem war ein Streit über Öffnung von Büros des Kulturinstituts British Council in Russland entbrannt.