Managementfehler Condomi in akuter Krise, Aktie bricht weg
Köln/Erfurt - "Wir sind zu schnell zu stark gewachsen", räumte Vorstandschef Jens Waldhof am Freitag in Köln ein. Zuvor hatte das Unternehmen in einer Pflichtmitteilung über eine akute Liquiditätskrise berichtet. Einen Kollaps schloss der Kondom-Fabrikant nicht mehr aus.
Condomi schrieb in den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres trotz eines Umsatzwachstums erstmals rote Zahlen. Der Verlust belief sich auf 2,1 Millionen Euro, der Umsatz lag bei 20,3 Millionen Euro.
Schuld an der Krise ist offenbar vor allem die Expansion in Erfurt. Condomi hatte dort 30 Millionen Euro in ein Produktionswerk mit 220 Beschäftigten investiert. In dem Werk können bis zu 720 Millionen Rohkondome produziert werden. "Wir haben uns verhoben an dem zu starken Kapazitätsaufbau", sagte Waldhof. Weitere Details nannte er nicht.
Condomi hat Verhandlungen mit Banken aufgenommen und ihnen nach eigenen Angaben ein Finanzierungskonzept vorgestellt. Dies solle die Voraussetzungen für den Fortbestand des Unternehmens schaffen. Die Poolbanken hätten ihre grundsätzliche Bereitschaft signalisiert, an einer Lösung mitzuwirken.
Condomi war 1988 als "Facheinzelhandel für Erektionsbekleidung" gegründet worden und später auch in die Produktion von Kondomen eingestiegen. In den vergangenen Jahren hatte das Unternehmen einen stürmischen Expansionskurs verfolgt.
"Bei der Restrukturierung ist vorgesehen, die Struktur des Unternehmens deutlich zu verschlanken", sagte Waldhof. Dabei stünden außer der polnischen Beteiligung an der unimil sämtliche Tochtergesellschaften auf dem Prüfstand. Condomi unterhält Vertriebstöchter in Großbritannien, Österreich, Frankreich und Italien.