Rechnung für Secret Service in Mar-a-Lago Der gierige Präsident

US-Präsident Donald Trump 2017 mit Chinas Staatschef Xi Jinping auf Mar-a-Lago in Palm Beach
Foto: Alex Brandon/ dpaAls Donald Trump noch Immobilienentwickler in New York war, verschickte das damalige Satiremagazin "Spy" einmal Schecks über 16 Cents an New Yorker Prominente. Nur zwei der Adressaten lösten den Urhebern des Gags zufolge das mickrige Geldgeschenk tatsächlich bei ihrer Bank ein: der Waffenhändler Adnan Khashoggi - und Donald Trump.
Auch drei Jahrzehnte später lässt der Geschäftsmann im Weißen Haus keine Gelegenheit für leicht verdientes Geld aus. Die Beträge sind allerdings heute deutlich höher. Wenn Trump, wie auch am vergangenen Wochenende, zum Golfen in seinem Luxusresort Mar-a-Lago in Florida weilt, sind die Personenschützer des Präsidenten als zahlende Gäste mit von der Partie. Die "Washington Post" hat in einer aufwendigen Recherche ermittelt, dass das Hotel dem Secret Service 2017 Zimmerpreise von bis zu 650 Dollar pro Nacht berechnete. Für ein Cottage auf dem Gelände von Trumps Golfklub in Bedminster, New Jersey, wo der US-Präsident im Sommer puttet, wenn es in Florida zu heiß ist, mussten die Personenschützer eine Monatsmiete von 17.000 Dollar hinlegen. Andere Vermieter in der Gegend verlangen maximal die Hälfte.
Wie viel Trump insgesamt am Präsidentendasein verdient, weiß keiner genau. Die Regierung mauert bei der Veröffentlichung der Zahlen, so gut sie kann. Doch die Logis für den Secret Service dürfte ein erkleckliches Sümmchen bringen – Trump hat seit seinem Einzug ins Weiße Haus im Schnitt jeden dritten Tag eine seiner Immobilien frequentiert.
Auch andere Präsidenten haben sich regelmäßig ins eigene Heim zurückgezogen. Doch wenn George Bush nach Texas flüchtete oder die Clintons sich in ihrem Haus in Chappaqua im waldigen Umland von New York aufhielten, logierte die Sicherheit gratis. Trumps Sohn Eric, der zusammen mit seinem Bruder Donald Jr. das Geschäftsimperium leitet, während Papa regiert, hat behauptet, dass seine Familie das genauso handhabe. Die Regierung "spare ein Vermögen", sagte Eric, weil die Hotels nur den Zimmerservice berechnen würden – rund 50 Dollar. Den "Washington Post"-Recherchen zufolge wäre das glatt gelogen. Ganz der Vater eben.

Mitarbeiter des Secret Service auf Mar-a-Lago: Das Hotel soll bis zu 650 Dollar pro Nacht berechnet haben
Foto: Carlos Barria/ REUTERSWo es um seine Geschäftsinteressen geht, kennt Trump keine Schamgrenze. Seine "Einladung" an den Vizepräsidenten Mike Pence, auf der Dienstreise nach Irland im Trump-Hotel in Doonbeg zu übernachten, brachte allein mehrere Tausend Dollar Umsatz. Auf den Plan, den G7-Gipfel in seinem Golfhotel Doral in Miami abzuhalten, verzichtete Trump nur, weil sich selbst in der handzahmen republikanischen Partei Widerstand gegen die dreiste Selbstbedienung regte.
Das Trump International Hotel in Washington, wo der Präsident sein Steak gern durchgebraten verspeist, ist die erste Adresse für diejenigen, die auf seine Gunst hoffen: Lobbyisten, Parteifreunde, Karrieristen, Geschäftsleute. Angeblich werden dort sogar Zimmer gebucht, die keiner bezieht. Der – demokratische – Staatsanwalt von DC hat gerade Klage gegen Trumps Amtseinführungsausschuss eingereicht, weil das Gremium für eine viertägige Veranstaltung dort eine Million Dollar springen ließ. Der gezahlte Preis liege weit über dem Marktpreis, mit dem Zweck "die Trump-Familie zu bereichern".
Warum aber hat es der 45. Präsident der Vereinigten Staaten, dessen Vermögen das Magazin "Forbes" auf rund drei Milliarden Dollar schätzt, nötig, den Steuerzahler zu melken? David Graham von der Zeitschrift "The Atlantic" hat dazu ein paar Theorien entwickelt. Eine geht davon aus, dass Trump halt ein Billigheimer ist – siehe das "Spy"-Experiment. Eine andere aber mutmaßt, dass der Immobilienmogul zwar auf dem Papier reich sei, in der Realität aber Cashflow-Probleme habe. Sprich: gerade nicht flüssig ist.

Donald Trump und seine Personenschützer: Ist der Präsident ein Billigheimer oder einfach nur klamm?
Foto: Pablo Martinez Monsivais/ APFür diese These gibt es ein paar gute Indizien.
Im vergangenen Oktober hat die Trump Organization ihr Hotel in der Hauptstadt zum Verkauf ausgeschrieben. Den Umbau des alten Postgebäudes in eine Protz-Residenz hatte sich Trump rund 200 Millionen Dollar kosten lassen, überwiegend finanziert durch einen Kredit der Deutschen Bank. Das 263-Zimmer-Etablissement eröffnete nach dreijähriger Renovierung kurz vor Trumps Wahlsieg. Der "Washington Post" zufolge lag die Auslastung 2019 aber nur bei etwas über 50 Prozent.
Auch bei Trumps teils kreditfinanzierten Prestigeobjekten in Miami und Chicago lief es der "Washington Post" zufolge schlechter als bei der Konkurrenz. Die Gewinne seines Hotels in Chicago schrumpften demnach innerhalb von drei Jahren um 90 Prozent. Sein Golfplatz in New York habe im Geschäftsjahr 2018/2019, das Ende März 2019 endete, Verluste gemacht. Die Einnahmen in Mar-a-Lago sanken 2018 um zehn Prozent, die Golfplätze in Europa seien notorisch in den Miesen.
Die dreiste Präsidenten-PR für seine Besitzungen kann einen Makel nicht verdecken: Wo Trump draufsteht, wollen viele Gäste nicht rein. Dabei gibt es pünktlich zum Presidents Day, den die Amerikaner an diesem Montag feiern, ein echtes Schnäppchen: Wer vier Nächte im Trump International an der Pennsylvania Avenue absteigt, bekommt 29 Prozent Rabatt auf den Zimmerpreis von 1980 Dollar (billigste Kategorie, plus 296 Dollar Steuern). Der Hund kostet 50 Scheine extra. Der Haken: Das Angebot gilt nur für Kunden im Trump-Loyalitätsprogramm.