McKinsey-Studie Jeder dritten Klinik droht die Pleite
Frankfurt am Main - "Die deutschen Krankenhäuser stehen vor der größten Herausforderung der Nachkriegszeit", erklärte McKinsey-Gesundheitsexperte Rainer Salfeld und angesichts der heute vorgelegten Studie "Perspektiven der Krankenhausversorgung in Deutschland" scheinen die Worte nicht übertrieben dramatisch gewählt. Jeder dritten der 1600 untersuchten deutschen Kliniken drohe die Pleite, heißt es dort. Sie seien "auf absehbare Zeit nicht in der Lage, wirtschaftlich zu arbeiten" - obwohl die Häuser sich in den vergangenen Jahren schon nach Kräften bemüht hätten durch Umstrukturierung, Bettenabbau und Optimierung der Abläufe Kosten einzusparen.
Als Grund für die Misere macht McKinsey die schrittweise Umstellung der Vergütung von der Einzelleistungserstattung auf einheitliche Honorare für Behandlungen aus. Mit 27 Prozent seien die Kliniken der größte Block im deutschen Gesundheitssystem. Deshalb sollten sie durch Fallpauschalen gezwungen werden, ihre Ausgaben erheblich zu senken.
Die Einführung des neuen Systems verlange von den Krankenhäusern aber weitere Kostenreduktionen von schätzungsweise fünf Milliarden Euro, heißt es in der Studie. Schon in den vergangenen Jahren sei jedoch in vielen Häusern heftig saniert worden, heißt es in dem Bericht weiter. So seien allein zwischen 2000 und 2004 in Deutschland rund 28.000 Krankenhausbetten abgebaut worden - das entspreche rund fünf Prozent der Kapazitäten. Immer mehr Häuser setzten außerdem auf Verbundsstrukturen, um Synergien zu schaffen.
Selbst im internationalen Vergleich ständen die Kliniken gut da: Sie seien überdurchschnittlich effizient und ständen für hohe Versorgungssicherheit. Ob die jetzt nötigen weiteren Einsparungen den weniger effizienten Krankenhäusern gelinge, sei deshalb fraglich. Der deutschen Krankenhauslandschaft stehe "ein weiterer drastischer Umbau bevor - mit zusätzlichen Schließungen oder neuen Zusammenschlüssen und zunehmender Spezialisierung", erklärt die berühmt-berüchtigte Unternehmensberatung.
Die einzige Chance für die Kliniken nach Ansicht der Unternehmensberater: Sie müssten noch kleiner werden und sich stark spezialisieren. Beste Aussichten hätten Häuser mit rund 150 Betten und bis zu drei Fachrichtungen, Allgemeinkliniken mit 200 bis 400 Betten sowie Häuser der Schwerpunkt und Maximalversorgung mit 500 bis 700 Betten. Diese könnten inzwischen rund 40.000 Patienten im Jahr versorgen - früher schafften das Krankenhäuser nur mit rund 1000 Betten.
McKinsey-Experte Salfeld warnte davor, in die Gesundheitsreform allgemein zu große Hoffnungen zu stecken: Selbst weitere Verbesserungen könnten die grundsätzliche Unterfinanzierung des deutschen Gesundheitssystems nicht beseitigen.
äse/AFP/dpa