Mutmaßlicher Steuerbetrug Media-Saturn-Tochter in Warenschiebereien verwickelt

Logistikzentrum von Redcoon
Foto: Martin Schutt/ picture alliance / dpaDie E-Commerce-Tochter Redcoon der Elektronikkette Media-Saturn war nach Informationen des SPIEGEL Teil eines grenzüberschreitenden Warenkreislaufs und profitierte mutmaßlich von Steuerhinterziehung.
Einem Bericht der internen Revision zufolge hat Redcoon mehrfach Elektrowaren, vor allem Fernseher, an einen Zwischenhändler in Italien verkauft und später aus Polen wieder zurück erworben. Da ein Lieferant wohl Umsatzsteuer hinterzog, sank für Redcoon am Ende der Warenpreis. Nun drohen Redcoon Nachzahlungen und Strafen in Millionenhöhe.
Diese Betrugsform ist auch als Umsatzsteuer-Karussell bekannt. In den vergangenen Jahren hatten Ermittler mehrere Fälle im Zusammenhang mit dem Handel von CO2-Zertifikaten aufgedeckt, manche Täter wurden zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt. Die Grafikstrecke beschreibt, wie ein Umsatzsteuer-Karussell funktioniert, bei dem der deutsche Staat geschädigt wird. Im Redcoon-Fall wurde hingegen mutmaßlich der italienische Staat betrogen.

So funktioniert ein Umsatzsteuer-Karussell
Die Vorfälle um Redcoon liefern außerdem neuen Stoff für den Dauerkonflikt zwischen der Media-Saturn-Führung und Mitgründer Erich Kellerhals. "Wir verurteilen Karussellgeschäfte und jede andere Form von betrügerischem Geschäftsgebaren", sagt Ralph Becker, Geschäftsführer der Kellerhals-Beteiligungsgesellschaft Convergenta, die 22 Prozent an Media-Saturn hält. Von der Geschäftsführung der Media-Saturn erwarte man nun "eine umfassende und unabhängige Aufklärung".
Der Mutterkonzern Metro sieht die Schuld an den offenbar illegalen Aktivitäten bei Redcoons Zwischenhändlern: Media-Saturn und Redcoon seien Geschädigte. Der Online-Händler hat zivilrechtliche Schritte gegen die frühere Geschäftsführung eingeleitet. Ein ehemaliger leitender Mitarbeiter sitzt in Untersuchungshaft, gegen ihn ermittelt die Staatsanwaltschaft Würzburg.