Mehdorns Selbsteinschätzung
"Vielleicht die beste Bahn der Welt"
Die Deutsche Bahn hält trotz des massiven Widerstands aus Politik und Verbänden an ihren Börsenplänen fest. Bahnchef Hartmut Mehdorn sagte am Donnerstagabend in Berlin sein Unternehmen werde 2006 wie geplant kapitalmarktfähig sein. Auch die Preiserhöhung ist nicht vom Tisch.
Berlin - Dabei sei die Bahn auf gutem Weg. "Wir sind vielleicht am
unteren Ende des Zielkorridors, aber wir sind im Zielkorridor", sagte
Mehdorn vor Journalisten. Die Deutsche Bahn AG sei "die beste Bahn in
Europa, wenn nicht sogar auf der Welt".
Die Entscheidung über eine nochmalige Preiserhöhung in diesem Jahr
ist nach Angaben des Bahnchefs noch offen. Wegen der gestiegenen
Energiepreise gebe es zwar solche Überlegungen, aber noch keinen
Beschluss. Auf eine Halbierung des Mehrwertsteuersatzes für
Fernfahrten, wie dies die Grünen gegen den Widerstand von
Finanzminister Hans Eichel (SPD) durchsetzen wollen, will sich
Mehdorn nicht verlassen. "Ich glaube nie im Leben daran, dass die
Mehrwertsteuer je halbiert wird."
Trotz der Probleme im Fernverkehr zeigte sich der Bahnchef
zuversichtlich, den Konzern in diesem Jahr aus den roten Zahlen
führen zu können. In den ersten sechs Monaten hatte die Bahn noch 62
Millionen Euro Verlust eingefahren. Schwarze Zahlen gelten jedoch als
unbedingte Voraussetzung für eine Teilprivatisierung. Die anhaltende
Kritik an den Börsenplänen wies Mehdorn als Miesmacherei zurück.
Zweifel an seinem Kurs hatten kürzlich vor allem die Verkehrsexperten
des Bundestages sowie die Verbände BDI und DIHK geäußert. Auch die von der Regierung mit der Prüfung des Börsengangs beauftragte Investmentbank Morgan Stanley hat Zweifel, ob die Bahn zum geplanten Zeitpunkt die Kapitalmarktfähigkeit erreicht.
Mehdorn wehrte sich entschieden gegen den Vorwurf, den
Börsenplänen alles andere unterzuordnen. Die Behauptung, dass die
Bahn das Netz verrotten lasse, sei "völlig abwegig". Auch Klagen der
Bahnindustrie, dass der Konzern praktisch nicht mehr investiere, wies
er zurück. In diesem Jahr werde die Bahn fast die gesamte Summe von
8,4 Milliarden Euro ausnutzen, die für Investitionen zur Verfügung
stehe. Der Rest von 200 Millionen werde in Absprache mit dem
Verkehrsministerium 2005 ausgegeben.
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