Merrill-Lynch-Notverkauf Ex-Finanzminister nimmt Bernanke in Schutz
Washington - Ein Ex-Minister in Verteidigungsposition: Henry Paulson, Ressortchef für Finanzen in der ehemaligen US-Regierung unter Präsident George W. Bush, muss sich am Donnerstag vor dem Repräsentantenhaus rechtfertigen, dass er im Kampf gegen die Finanzkrise allzu forsch vorgegangen ist. Konkret geht es um seine Rolle beim Notverkauf des angeschlagenen Investmenthauses Merrill Lynch an die Bank of America (BoA) .
Was Paulson dazu den US-Parlamentariern sagen will, klingt weniger wie ein forsches Dementi als wie eine Verteidigung. Laut vorab verbreitetem Redetext sagt Paulson, er habe den BoA-Chef Kenneth Lewis vor Entlassungen in der Führungsspitze der Bank gewarnt, falls die Übernahme platze. Dies sei auch angemessen gewesen.
Bankchef Lewis soll sich hingegen massiv unter Druck gesetzt gefühlt haben - nicht nur von Paulson, sondern auch von US-Notenbankchef Ben Bernanke. Sie sollen den Manager im vergangenen Jahr vor die Wahl gestellt haben, den vom Staat gewünschten, aber riskanten Einstieg bei der schwerangeschlagenen Investmentbank Merrill Lynch zu akzeptieren - oder seinen Job zu verlieren.
Rückendeckung für Bernanke
Bernanke stand dazu bereits Ende Juni vor dem US-Kongress im Kreuzverhör. Er wies damals den Vorwurf zurück, Lewis mit Entlassung gedroht zu haben. Er habe den BoA-Chef lediglich auf die möglichen Folgen für die Stabilität des Finanzsystems hingewiesen. "Ich habe dem Management nicht gesagt, dass die Notenbank gegen das Board oder das Management vorgehen würde", sagte Bernanke damals.
Ex-Finanzminister Paulson gibt dem Notenbankchef nun Rückendeckung. Bernanke habe ihn niemals aufgefordert, Lewis mögliche Schritte der Fed im Fall eines Scheiterns der Transaktion anzudeuten.
Für Bernanke kommen diese Worte gelegen. Ende Januar läuft seine erste Amtszeit an der Spitze der Fed aus. Und er muss um seine Wiederbenennung durch Präsident Barack Obama fürchten.
In der Vergangenheit hieß es zwar aus dem Weißen Haus, Bernanke genieße das Vertrauen Obamas. Doch sollte der Notenbankchef die Vorwürfe nicht überzeugend entkräften können, dürften seine Tage an der Spitze der Zentralbank gezählt sein.