Microsoft Bill Gates will nur noch Wohltäter sein

Microsoft-Mitbegründer Bill Gates zieht sich aus dem Software-Konzern zurück. Der reichste Mann der Welt will sich künftig verstärkt um Gesundheits- und Ausbildungsprojekte in Entwicklungsländern kümmern.

Redmond - Bis Juli 2008 will sich Gates aus dem Tagesgeschäft des weltweit führenden Software-Konzerns zurückziehen und sich überwiegend seiner wohltätigen Stiftung "Bill & Melinda Foundation" widmen. Der 50-Jährige teilte gestern mit, er werde aber weiterhin Aufsichtsratsvorsitzender und Berater des Konzerns bleiben, den er 1975 mit seinem Kindheitsfreund Paul Allen gründete. Allen war bereits 1983 aus der Geschäftsführung - aus Krankheitsgründen - ausgeschieden, 2000 schließlich auch aus dem Aufsichtsrat. Vorstandschef Steve Ballmer bleibt weiterhin in der aktiven Führungsspitze.

Damit leitete Gates das Ende einer Ära in dem Konzern ein, dessen Aufstieg ihn zum reichsten Mann der Welt machte. Er betonte zwar, dass er Microsoft   nicht verlasse und weiterhin der größte Aktionär des Unternehmens bleibe. Ballmer räumte zur Nachfolgeregelung aber in einem Interview mit der Nachrichtenagentur AP ein: "Wenn wir denken sollten, irgendjemand könnte Bill Gates sein, wäre das wohl eine falsche Hypothese."

Gates war bereits vor sechs Jahren kürzer getreten und hatte die Geschäftsführung an Ballmer übertragen.

Einer der drei Technischen Leiter von Microsoft, Ray Ozzie, wird sofort Gates' Rolle als oberster Software-Architekt übernehmen und zusammen mit Gates das gesamte Programm-Design überwachen. Ein weiterer Technischer Leiter, Craig Mundie, arbeitet ab sofort als Leiter der Forschungs- und Strategie-Abteilung mit Gates in diesen Bereichen zusammen. Mit dem Chefjuristen Brad Smith leitet Mundie zudem die Microsoft-Aktivitäten bezüglich Urheberrecht und Technologie-Politik. Gates erklärte: "Nie war die Führung des Unternehmens so stark. Microsoft ist gut aufgestellt für erfolgreiche Jahre."

Angesichts des verschobenen Einführungstermins für die neue Windows-Version Vista und Herausforderungen von Internet-Giganten wie Google und Yahoo kommt Gates' angekündigter Rückzug in einer schwierigen Phase für Microsoft. Gates sagte aber, die Software-Schmiede habe sich schon immer neuen Konkurrenten und Herausforderungen stellen müssen. Die jüngsten Probleme hätten nichts mit seiner Entscheidung zu tun. Der Rückzug sei ihm aber schwer  gefallen. "Ich habe das Glück, zwei Leidenschaften zu haben, die mir beide wichtig und schwierig erscheinen."

Gates erklärte, er habe bei der Gründung seiner Stiftung vor sechs Jahren nicht das Potenzial erkannt, das er mit der Bill & Melinda Gates Foundation bei der Lösung einiger der größten Probleme der Menschheit habe. "So wie sich Microsoft in einer Art entwickelt hat, die ich nie erwartet hatte, ist es auch mit der Stiftung geschehen", erklärte er. Sein Reichtum - geschätzt auf 50 Milliarden Dollar - bringe auch eine große Verantwortung mit sich.

Er wiederholte seinen Wunsch, den größten Teil davon seiner Stiftung zur Verfügung zu stellen. Bereits jetzt ist sie die größte karitative Stiftung der Welt mit einem Vermögen von 29,1 Milliarden Dollar (23 Milliarden Euro). Erst kürzlich kündigte die Stiftung an, 75 Millionen Dollar für die Erforschung eines preisgünstigen Impfstoffes gegen Lungenentzündung zur Verfügung zu stellen. Weitere 84,3 Millionen Dollar sollen für die Vorbeugung von Infektionskrankheiten bereitgestellt werden. Mit 750 Millionen Dollar unterstützt die Stiftung über zehn Jahre weltweit Impfungen.

kaz/AP/AFP

Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren