Miele "Falscher Weg bei AEG"
Hamburg - Verschwiegenheit gehört bei den Familien Miele und Zinkann zur Tradition. Und so ließ sich auch Markus Miele am Donnerstagabend nicht entlocken, wie viel der 1899 von seinem Urgroßvater Carl Miele und dessen Partner Reinhard Zinkann gegründete Hausgerätehersteller im Geschäftsjahr 2004/2005 bei einem Umsatz von 2,26 Milliarden Euro verdient hat.
Schon gar nicht wollte Miele vor dem Club Hamburger Wirtschaftsjournalisten preisgeben, wie hoch die Ausschüttung an die heute insgesamt rund 65 Familiengesellschafter ausgefallen ist.
Immerhin verriet der Gründernachfahre, der seit Juli 2002 Mitglied der Geschäftsführung ist, dass die Gütersloher auch im laufenden Geschäftsjahr (endet am 30. Juni) wie im Vorjahr Investitionen in der Größenordnung von rund 135 Millionen Euro tätigen werden. "Alles aus eigenen Mitteln finanziert", wie Miele betonte. Der Großteil der Investitionen sei oder werde dabei wie gehabt in die deutschen Standorte fließen.
Umsatzplus im laufenden Geschäftsjahr erwartet
Für dieses Geschäftsjahr erwartet Miele entgegen dem Branchentrend einen Umsatzanstieg über Vorjahresniveau. 2004/2005 waren die Erlöse bereits um 5,2 Prozent angestiegen. Auch im Heimatmarkt Deutschland registrieren die Westfalen deutliche Steigerungen. Die Produktion so genannter weißer Ware scheint also auch am Hochlohnstandort Deutschland profitabel zu sein.
Doch wie kommt es dann zu Krisenfällen wie nun beim Miele-Konkurrenten AEG in Nürnberg? "Electrolux ist einen falschen Weg gegangen", sagte Miele. Aus seiner Sicht hätte die schwedische Mutter den einst exzellenten Ruf von AEG nutzen müssen, um die Marke im Premiumsegment zu platzieren. Stattdessen hätte man sich auf einen Preiskampf mit den anderen so genannten A-Marken wie Bosch oder Bauknecht eingelassen.
Die Miele-Strategie sieht hingegen anders aus. "In unseren Augen ist es Unsinn, die Wertschöpfung in Deutschland völlig herunterzufahren", mahnte Miele. Man dürfe nicht nur die günstigeren Arbeitskosten in Osteuropa oder Asien im Auge haben.
Keine Schadenfreude bei Miele
Schadenfreude kommt bei ihm angesichts der akuten Probleme des Konkurrenten nicht auf. Im Gegenteil, befürchtet er doch eine weitere Erhöhung des Preisdrucks auch auf sein Unternehmen, wenn AEG künftig nicht mehr in Deutschland produzieren werde.
Denn trotz Miele-Werken in Österreich, Tschechien und China finden 95 Prozent der Wertschöpfung von Miele (15.000 Mitarbeiter, davon 10.000 in Deutschland) nach wie vor im Heimatland statt. Bei einer Fertigungstiefe von beachtlichen gut 50 Prozent und einem Preisabstand zu den Konkurrenten von bis zu 70 Prozent müsse man daher laut Miele dem Gründermotto folgend "immer besser" sein.
Als dies vor einigen Jahren nicht mehr gelang oder zumindest die Konsumenten nicht mehr bereit waren, für den "Mercedes unter den Waschmaschinen" einen Aufschlag zu zahlen, musste allerdings auch bei Miele restrukturiert werden. Zwar konnte die Zahl der abzubauenden Stellen auf Grund des auch im Inland wieder angezogenen Geschäfts um rund 200 reduziert werden, bis Ende 2007 werden aber trotzdem knapp 900 Stellen dem Rotstift zum Opfer gefallen sein.
70 Prozent des Umsatzes außerhalb Deutschlands
Ankündigungen wie jetzt von Samsung , die Zahl der verkauften Waschmaschinen in Deutschland in diesem Jahr auf 100.000 Stück zu vervierfachen, schrecken Markus Miele dennoch nicht. "90 Prozent unserer Kunden kaufen wieder Miele", so der Gründernachfahre, außerdem mache Miele bereits 70 Prozent des Umsatzes außerhalb Deutschlands. "Tendenz steigend".
Bei so viel Optimismus drängt sich die Frage auf, was Miele - selber immer wieder von Investoren angesprochen - mit der laut "Bundesanzeiger" rund 250 Millionen Euro schweren Kriegskasse vorhat. Markus Miele ("Wir haben keine Bankschulden") sieht derzeit keine Übernahmemöglichkeiten im Bereich der Hausgerätehersteller; bei den gewerblichen Produkten, die zwischen 10 und 11 Prozent des Miele-Umsatzes ausmachen, könne er sich hingegen schon Akquisitionen vorstellen. "Aktuell wird aber nicht verhandelt", sagte Miele.