Milliarden-Coup Riesenauftrag aus Katar - 80 Airbus A350 geordert
Paris - Die Bestellung umfasst einen Wert von knapp zwölf Milliarden Euro, wie bei einem Besuch des katarischen Ministerpräsidenten Scheich Hamad Ibn Dschassim al-Thani heute in Paris mitgeteilt wurde. Airbus-Chef Louis Gallois sagte bei der Unterzeichnungszeremonie im Beisein von Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy im Elysée-Palast, es sei "der bis heute größte Auftrag" für die Maschine. Sie soll nach mehreren Entwurfsänderungen auf Druck der Kunden nun frühestens im Jahr 2013 als Konkurrenzprodukt zum Boeing 787 Dreamliner auf den Markt kommen.
Die Fluggesellschaft Qatar Airways hatte den Milliardenauftrag im März in Aussicht gestellt. Die erste Bestellung für den A350 XWB mit 270 bis 350 Sitzen hatte im Januar die Leasinggesellschaft Pegasus Aviation Finance abgegeben. Sie orderte zwei Maschinen. Anfang März wandelte Finnair dann als erster Altkunde neun Bestellungen für die ursprüngliche A350-Version in Aufträge für elf neue Maschinen um.
Der heute unterschriebene Vertrag von Qatar Airways umfasst 20 A350-800, 40 A350-900 und 20 A350-1000 und somit alle drei Passagier-Varianten der neuen Flugzeugfamilie, die je nach Modell 270 bis 350 Passagieren Platz bieten und eine Reichweite von rund 15.000 Kilometer haben. "Mit dem A350 XWB wird Qatar Airways über Flugzeuge der neuesten Generation und die modernste Flotte verfügen", sagte Qatar-Airways-Chef Akbar al-Baker.
Qatar hatte seine Bestellung des alten Modells wegen der Forderung vieler Kunden nach Überarbeitung zunächst aufgeschoben. Die neue Version mit extrabreitem Rumpf (XWB) stellte Airbus vor gut einem Jahr vor, bestellt wird nur schleppend. Das Konkurrenzmodell des Erzrivalen Boeing, der Dreamliner 787, ist mit mehr als 550 Bestellungen weitaus erfolgreicher und kommt zudem fünf Jahre früher auf den Markt.
Airbus-Chef Louis Gallois wies gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters einen Zeitungsbericht zurück, wonach einflussreiche Airbus-Kunden wie Emirates, Singapore Airlines, die Leasingfirma ILFC und auch Qatar eine erneute Nachbesserung des A350 XWB gefordert hätten. "Niemand hat uns gebeten, das Flugzeug, das zu etwas mehr als der Hälfte aus Verbundstoffen bestehen soll, zu ändern", sagte Gallois.
Gestern hatte die "Süddeutsche Zeitung" berichtet, dass einflussreiche Kunden - darunter Qatar Airways - umfangreiche Konstruktionsänderungen am A350 XWB forderten. Speziell die Konstruktion des Kohlefaserrumpfs stoße auf Skepsis. Die Kunden forderten statt Rumpfschalen, die aneinandergenietet werden, größere Teile am Stück. Die Verwendung von Rumpfschalen erhöhe den Wartungsaufwand, hätten Kritiker moniert.
Eine erneute Änderung am Design des Flugzeugs wäre für Airbus nach dem Debakel um den A380 und die erste Überarbeitung des A350 ein herber Rückschlag gewesen. Um wie Boeing ganze Rumpfsektionen aus Kohlefaser zu bauen, müsste Airbus erneut in Technik und Infrastruktur investieren, berichtete die Zeitung unter Berufung auf Branchenkenner.
Die Qatar-Bestellung stehe auch nicht mit einem möglichen Einstieg des Golfstaates bei EADS in Zusammenhang, sagte Gallois, der auch Co-Chef von EADS ist. Qatar ist der größte Kunde des neuen Airbus-Typs und betreibt eine reine Airbus-Flotte, zu der in Zukunft auch der A380 gehört.
mik/AFP/Reuters